Afrikanisches Krisenland Mali:Ein Staat bricht zusammen

Den Norden von Mali haben Islamisten und Tuareg-Rebellen schon erobert. Inzwischen haben die Radikalen dort die Scharia eingeführt, Menschen gesteinigt, Kulturdenkmäler zerstört. Jetzt starten die Aufständischen eine neue Offensive. Die internationale Gemeinschaft muss schnell reagieren.

Ein Kommentar von Caroline Ischinger

Konna ist ein Ort im westafrikanischen Mali, etwa 50.000 Menschen leben dort in Lehmhütten. Diese Stadt ist nun zum Testfeld für Malis Armee geworden. Denn am Donnerstag sind islamistische Kämpfer in Konna einmarschiert. Wenn sie den Ort halten können, haben sie gute Chancen, weiter Richtung Süden vorzurücken. Schafft es die malische Armee nicht, sie zurückzudrängen, wäre das ihr zweites großes Scheitern innerhalb nur eines Jahres.

Die Gefechte im Zentrum des Landes sind die ersten Zusammenstöße zwischen den Truppen der Übergangsregierung und den Aufständischen, seit vor neun Monaten Islamisten und Tuareg-Rebellen den Norden eroberten.

Inzwischen haben radikale Islamisten vielerorts die Scharia eingeführt, Hände abgehackt, Menschen gesteinigt, Kulturdenkmäler zerstört. Neun lange Monate hat es niemand gewagt, ihnen ihr Gebiet von der Größe Frankreichs streitig zu machen. Die Dschihadisten hatten so reichlich Zeit, sich zu organisieren - und sie tragen den Kampf nun zum Feind.

Es ist eine späte Einsicht, wenn der UN-Sicherheitsrat nun eine rasche Entsendung afrikanischer Truppen fordert. Schon lange ist klar, dass die malische Armee den Norden nicht alleine zurückerobern kann. Bisher glaubte die internationale Gemeinschaft, noch bis September Zeit zu haben. Doch der Kampf um Konna zeigt: Die Zeit läuft ab.

© SZ vom 12.01.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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