Afghanistan:Tödlicher Anschlag

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In Kabul sterben Dutzende Menschen bei einem Selbstmord-Attentat. Der IS reklamiert die Attacke auf Zivilisten für sich.

Bei einem Anschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind am Sonntag mindestens 57 Menschen getötet worden. Weitere 112 Personen seien verletzt worden, als eine Bombe an einer Ausgabestelle für Personaldokumente explodierte, sagte der Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums. Die sunnitische Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannte sich über ihr Sprachrohr Amak zu dem Anschlag. Der afghanische Präsident Aschraf Ghani verurteilte den Angriff auf Twitter als "abscheulich".

Am 20. Oktober sollen in Afghanistan ein neues Parlament und neue Provinzräte gewählt werden. In dem Ausgabezentrum, vor dem die Bombe detonierte, können Bürger Ausweise beantragen, die sie für die Teilnahme an den Wahlen benötigen. Die afghanische Regierung hatte solche Zentren landesweit errichtet, um so die Wählerbeteiligung zu erhöhen. Die Ausweise sind Voraussetzung für die Stimmabgabe. Die lange überfällige Wahl sollte eigentlich im Juli stattfinden, wurde aber wegen der Sicherheitslage verschoben. Die Präsidentenwahl ist für April 2019 geplant.

Der mit einer Sprengstoffweste ausgestattete Angreifer kam nach Angaben des Innenministeriums zu Fuß zu der Ausweisstelle in einem schiitischen Stadtteil im Westen der afghanischen Hauptstadt. Er habe die Bombe vor dem Zentrum gezündet. Die sunnitische Terrormiliz IS war in Afghanistan erst Anfang 2015 aufgetaucht und will dort sowie auf pakistanischem Gebiet eine Provinz namens "IS-Chorasan" etablieren. Die afghanische Regierung und die USA haben die Extremisten von Anfang an intensiv bekämpft. Regelmäßig wird der IS in Afghanistan für so gut wie geschlagen erklärt. Trotzdem gelingen ihm immer mehr Attentate - auf Schiiten, aber auch Regierungseinrichtungen - vor allem in der Hauptstadt. Im März etwa reklamierte der IS einen Selbstmordanschlag nahe einer Moschee in Kabul mit mindestens 26 Toten für sich.

Die Sicherheitsbedenken in Bezug auf Wählerregistrierung und Wahlen sind groß. Nach Angaben des Chefs der unabhängigen Wahlbeobachtungsorganisation "Freies und Faires Wahlforum" (Fefa), Jusuf Raschid, könnten mehr als 40 Prozent aller Wahllokale für Wähler unzugänglich sein. Nach Fefa-Angaben liegen von rund 7400 Wahllokalen 948 in Gegenden, die von den radikalislamischen Taliban kontrolliert werden.

© SZ vom 23.04.2018 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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