Afghanistan:Angriff auf deutsches Konsulat

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Bei einer Bombenexplosion am deutschen Generalkonsulat in Masar-i-Scharif werden mindestens 110 Menschen verletzt und zwei getötet. Die Taliban beanspruchen die Tat für sich.

Das deutsche Generalkonsulat in Masar-i-Scharif im Norden Afghanistans ist angegriffen worden, offenbar von Milizionären der islamistischen Taliban. Ein Sprecher der Provinz sagte, die Islamisten hätten eine Autobombe vor dem Gebäude gezündet. Nach Behördenangaben starben dabei zwei Menschen außerhalb des Konsulats, mindestens 110 wurden verletzt. Die Identität der Getöteten war zunächst unklar; einer soll angeblich der Attentäter sein. Deutsche dürfen das Konsulat nur unter sehr strengen Sicherheitsvorkehrungen verlassen. Am späten Abend berief Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) den Krisenstab seines Hauses ein. Augenzeugen berichten, ein Kohle-Lastwagen voller unter den Kohlen verborgenem Sprengstoff sei vor der deutschen Vertretung explodiert. Die Explosion sei gewaltig gewesen, in der Umgebung seien zahlreiche Fensterscheiben zerborsten, es sei ein metertiefer Krater entstanden; ein Teppichgeschäft neben dem Konsulat stehe in Flammen. Ein Sprecher des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr bestätigte den Angriff, er sei um 23:05 Uhr Ortszeit erfolgt. Es habe auch eine Schießerei gegeben. Wie groß die Schäden an dem festungsartig ausgebauten Gebäude sind, ist unklar. Zunächst hieß es heißt, ein Tor und Teile der Mauer seien zerstört worden; die Nachrichtenagentur Reuters zitiert aber einen Sprecher der Nato-Truppen in der Stadt - ihm zufolge gibt es "massive Gebäudeschäden". Bundeswehrsoldaten hätten das Konsulat durchkämmt. Sie hätten dabei keine Angreifer gefunden. Man bereite die Evakuierung der 30 Mitarbeiter der Vertretung vor.

Die islamistischen Taliban beanspruchen die Tat für sich. Sie hätten einen Selbstmordattentäter mit dem Angriff auf das Konsulat beauftragt. Er habe Vergeltung üben sollen für einen Luftangriff in der nordafghanischen Provinz Kundus. Vor einer Woche waren dort, vermutlich durch einen Luftangriff der Nato auf die Taliban, mehr als 30 Zivilisten getötet worden. 19 weitere wurden verletzt. Der Angriff löste international Kritik aus. So sagte der UN-Beauftragte für Afghanistan, Tadamichi Yamamoto, der Tod von Zivilisten untergrabe die Bemühungen zum Aufbau von Frieden und Stabilität in dem Land.

Das Konsulat in Masar-i-Scharif gibt es seit 2013. Außerhalb der Stadt unterhielt die Bundeswehr während ihres Afghanistan-Einsatzes bis 2014 ihr größtes Feldlager im Land. Nach dem weitgehenden Abzug der internationalen Truppen sind im Rahmen der Nato-Mission "Resolute Support" derzeit noch 938 deutsche Soldaten im Land stationiert, die meisten in Balch in Nordafghanistan. Sie konzentrieren sich auf die Ausbildung, Beratung und Unterstützung der afghanischen Armee.

© SZ vom 11.11.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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