AfD:Gut gebrüllt

Özdemir antwortete der AfD im Bundestag hoch emotional. Zu Recht.

Von Sebastian Gierke

Zu emotional, zu provokativ, zu arm an Argumenten? Cem Özdemirs Zeigefinger schnellte bei seinem jüngsten Auftritt im Bundestag immer wieder Richtung AfD. Der Grünen-Politiker beantwortete Provokation mit Provokation. Hat er damit das Spiel der AfD mitgespielt, im Kampf um Aufmerksamkeit?

Die AfD forderte, der Bundestag solle die Regierung auffordern, Äußerungen aus Artikeln des gerade von der Türkei freigelassenen Journalisten Deniz Yücel zu missbilligen. Özdemir reagierte auf diesen Antrag. Das war der Höhepunkt einer Debatte, wie sie in dieser Heftigkeit selten geführt wird. Die AfD-Abgeordneten schienen sich an ihrer Entrüstung zu weiden. Im Hinterkopf hatten sie wohl ihre Wähler, die sich in der Opferrolle bestätigt sehen dürften.

Doch manchmal geht es gar nicht um die AfD und deren Wähler. Manchmal muss es um die Selbstvergewisserung der Demokraten gehen: Hier stehen wir, wir können nicht anders. Deshalb hielt Özdemir die richtige Rede. Der Gefahr des Rechtspopulismus lässt sich nicht nur mit reiner Ratio begegnen. Der Antrag der AfD war ein Angriff auf die Pressefreiheit, auf ein Grundrecht. Indem Özdemir diesen Angriff hochemotional verurteilt, tritt er auch der Normalisierung der Rechtspopulisten entgegen. Die AfD verachtet viele Rechte und Freiheiten, die dieses Land ausmachen. Sie versucht mit jeder Grenzüberschreitung, die Grenze zu verschieben. Özdemir hat sie wieder deutlich nachgezeichnet.

© SZ vom 24.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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