Abschiebungen:In letzter Minute gestoppt

Die Zahl der Abschiebungen von abgelehnten Asylbewerbern, die in letzter Minute gestoppt wurden, ist im ersten Halbjahr auf 387 gestiegen. Im selben Zeitraum 2016 waren es 226.

Von Bernd Kastner, epd, München

(Foto: Patrick Seeger/dpa)

Die Zahl der Abschiebungen von abgelehnten Asylbewerbern, die in letzter Minute gestoppt wurden, ist im ersten Halbjahr auf 387 gestiegen. Im selben Zeitraum des Vorjahres waren es 226. Das geht aus einer Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linksfraktion hervor, worüber zuerst Bild berichtet hat. In 186 Fällen haben sich laut Bundesregierung die abgelehnten Asylbewerber so heftig gewehrt, dass die Abschiebung kurzfristig gestoppt wurde. 61 Flüchtlinge entgingen aufgrund medizinischer Bedenken der Abschiebung, 27 Personen konnten nicht in ihre Heimat geflogen werden, weil ihr Herkunftsland die Aufnahme verweigerte. In 113 Fällen weigerten sich die Flugzeugbesatzungen, Flüchtlinge in die Maschinen zu lassen. Im ersten Halbjahr 2017 wurden insgesamt 12 600 abgelehnte Asylbewerber abgeschoben. Die Pilotenvereinigung Cockpit hat sich vor ihre Kapitäne gestellt, die Abschiebungen aus Sicherheitsgründen verweigern. "Die Piloten sind gesetzlich in der Pflicht, so zu handeln. Wenn Gefahr von einer Person ausgeht, etwa weil sie um sich schlägt, darf das Flugzeug nicht abheben", sagte ein Sprecher dem Evangelischen Pressedienst. Andernfalls müsse die Crew das Problem "in zwölf Kilometern Höhe ausbaden". Der Sprecher betonte, mit Blick auf mögliche Gefährdung anderer Fluggäste würden die Piloten immer gleich handeln. Deshalb würden auch keine Betrunkenen oder Schwerkranke mitgenommen.

© SZ vom 17.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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