Abgastests:Gesichter eines Skandals

Affen im Diesel-Versuch - die Autoindustrie beschädigt sich selbst.

Von Max Hägler

Das Aufregungspotenzial war absehbar, auch deswegen ist der Test so unverständlich: Zehn Affenweibchen werden in einen Kasten gesperrt und müssen vier Stunden lang Diesel-Abgase einatmen. Sie mögen das überlebt haben, aber Politiker und zumindest deutsche Wissenschaftler sind sich weitgehend einig, dass solche Tierversuche gegen ethische Standards verstoßen.

Kaum war die erste Empörungswelle vorbei, da stellte sich heraus, dass die Autoindustrie auch Menschen Diesel-Abgase einatmen ließ. Wie meist beim Dieselskandal steht besonders Volkswagen im Blickpunkt. Ein VW-Auto wurde für den Affentest benutzt und ein VW-Manager hat diese "Studie" besonders vorangetrieben. Vom Vergehen "Einzelner" spricht der Volkswagen-Konzern. Das kennt man: Eine kleine Gruppe hat sich falsch verhalten, der Konzern trägt keine Schuld. Diese ewige Ausrede greift aber nun endgültig nicht mehr. Die Tier- und Menschenversuche geschahen im Auftrag und auf Rechnung eines obskuren Lobby-Vereins der deutschen Autoindustrie. Der Verein hat die Tests sogar ordentlich dokumentiert, unter anderem in einem Papier, für das sich auch gern Manager von BMW, Daimler und Volkswagen ablichten ließen. Weder Einzelne bei VW noch VW alleine tragen Verantwortung, sondern alle drei Konzerne. Wieder einmal haben die Hersteller selbst ihrer eigentlich vielversprechenden Diesel-Technik geschadet. Denn diese Versuche werden unangenehme Folgen haben für die Industrie.

© SZ vom 29.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: