Nordkorea:Trumps historischer Schritt

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Donald Trump und Kim Jong-un beim Händedruck in Nordkorea, umringt von Fotografen. (Foto: Kevin Lamarque/Reuters)

Als erster amtierender US-Präsident betritt er nordkoreanischen Boden und trifft dort Machthaber Kim Jong-un. Die Sanktionen gegen das Regime bleiben aber bestehen.

Von Christoph Neidhart, Tokio

Donald Trump hat als erster US-Präsident Nordkorea betreten und Machthaber Kim Jong-un an der innerkoreanischen Grenze getroffen. Im Waffenstillstandsdorf Panmunjom trafen sie sich am Sonntag an der Granitplatte, welche die Grenze markiert. "Ich bin stolz, diese Linie überschritten zu haben", sagte Trump. "Wir haben Berge bewegt, um dies so schnell möglich zu machen." Nach dem Gespräch erklärte der Präsident, er habe Kim ins Weiße Haus eingeladen, zur richtigen Zeit werde es gegenseitige Besuche geben. Ziel der USA ist es, Nordkorea zum Verzicht auf Atomwaffen zu bewegen. Im Gegenzug könnten die USA die Sanktionen gegen das international isolierte Land aufheben und Truppen aus Südkorea abziehen.

Noch vor zwei Jahren hatten sich Trump und Kim mit Atomschlägen gedroht, nach einer Phase der verbalen Abrüstung hatten sie sich dann vergangenes Jahr das erste Mal persönlich in Singapur getroffen. Ihr zweites Treffen in Hanoi im Februar endete ohne greifbares Ergebnis.

Trump dankte dem nordkoreanischen Machthaber, dass er seine kurzfristige Einladung angenommen habe: "Das ist ein großer Tag für die Welt, und eine Ehre für mich", so Trump. Die Sicherheitsleute von Trump und Kim hatten Mühe, die Kameraleute zurückzuhalten. Schließlich gingen Trump, Kim und der südkoreanische Präsident Moon Jae-in in das "Haus des Friedens", wie das Verwaltungs- und Sitzungsgebäude auf der Südseite der Grenze genannt wird. Der südkoreanische Staatschef hatte das Treffen zuvor begrüßt. Er fühle, "dass die Blume des Friedens auf der koreanischen Halbinsel" blühe.

In der US-Delegation waren auch Außenminister Mike Pompeo, Sicherheitsberater John Bolton, Trumps Tochter Ivanka und ihr Mann, Jared Kushner. Auch der nordkoreanische Außenminister Ri Yong-ho war anwesend. Trump führte Kim in einen Raum, die beiden sprachen kurz zur Presse, um dann fast eine Stunde hinter verschlossenen Türen zu reden. Die Begegnung war kurzfristig arrangiert worden, nachdem Trump den Vorschlag per Twitter am Samstag auf dem Gipfel der 20 wichtigsten Industrie- und Schwellenländer in Japan gemacht hatte. Er wolle Kim an der Grenze "für zwei Minuten" treffen. Kim sagte, er sei von dem Vorschlag überrascht gewesen. Aber er wolle die Vergangenheit ruhen lassen, in die Zukunft blicken und für gute Nachrichten sorgen. Allerdings hatte es bereits zuvor Hinweise gegeben, dass eine kurze Begegnung der beiden ehemals verfeindeten Staatschefs vorbereitet werde. Dieser Handschlag wurde nun zum Mini-Gipfel, den Trump hinterher als "sehr sehr gutes Treffen" feierte. Die Sanktionen gegen Nordkorea, betonte Trump, blieben aber vorerst bestehen. Der US-Präsident sagte, bei den Atomverhandlungen mit Nordkorea bestehe aus seiner Sicht keine Eile: "Wir sind darauf aus, es richtig zu machen."

Vor Trump hatten mehrere US-Präsidenten wie Barack Obama, George W. Bush und Ronald Reagan die Entmilitarisierte Zone zwischen den beiden Koreas besucht. Keiner von ihnen hatte jedoch die Grenze überschritten oder sich mit dem jeweiligen Machthaber getroffen.

© SZ vom 01.07.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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