Glyphosat:Schwerer Schlag für Bayer-Konzern

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In einem Musterprozess wird Monsanto zu 80 Millionen Dollar Schadenersatz an einen Krebskranken verurteilt.

Von Elisabeth Dostert, München

Im Streit um den Unkrautvernichter Glyphosat hat der deutsche Konzern Bayer eine weitere schwere Niederlage erlitten. Die Firmentochter Monsanto muss dem an Krebs erkrankten Amerikaner Ed Hardeman 80,3 Millionen Dollar zahlen, entschieden die Geschworenen eines Gerichts in San Francisco in erster Instanz. Bayer will dagegen Rechtsmittel einlegen. Der Mann aus Kalifornien hatte jahrzehntelang auf seinem Grundstück Unkraut mit dem glyphosathaltigen Mittel Roundup von Monsanto bekämpft. Hardeman macht den US-Konzern für seine Erkrankung verantwortlich. Bayer hatte Monsanto vergangenes Jahr für 63 Milliarden Dollar erworben. Es ist der zweite Schlag für den deutschen Konzern binnen weniger Monate. Im August hatte eine Jury in Kalifornien dem Hausmeister Dewayne Johnson zunächst 289 Millionen Dollar zugesprochen, die Summe war dann aus formalen Gründen auf 78 Millionen verringert worden. Die jüngste Entscheidung wiegt deutlich schwerer, denn sie erging in einer Art Musterverfahren und ist richtungsweisend für mehrere Hundert Prozesse, die allein bei diesem Gericht anhängig sind. Insgesamt gingen in den USA bis Ende Januar mehr als 11 200 Klagen ein.

Bayer äußerte sich am Dienstag enttäuscht und will sich entschieden zur Wehr setzen. Das Hardeman-Verfahren war zweigeteilt worden. In einer ersten Phase ging es um die Kausalität: Gibt es einen Zusammenhang zwischen Glyphosat und der Krebserkrankung? Die Geschworenen urteilten vergangene Woche, dass Roundup ein "erheblichen Faktor" für die Krebserkrankung Hardemans sei. In der zweiten Phase sollte geklärt werden, welche Verantwortung Monsanto trägt und wie hoch die Strafe ausfällt. Sie setzt sich aus zwei Komponenten zusammen: Die Strafe für den wirtschaftlichen Schaden, den Hardeman erlitten hat, setzten die Geschworenen auf 5,3 Millionen Dollar fest. Hinzu kommt eine Buße von 75 Millionen Dollar, mit der im US-amerikanischen Recht grobes Fehlverhalten des Beklagten, in diesem Fall Monsanto, geahndet werden kann.

Der Kauf von Monsanto belastet Bayer schwer. An der Börse ist der Konzern mittlerweile weniger wert, als er für Monsanto gezahlt hat. Ein dauerhaft niedriger Kurs könnte ihn zum Übernahmekandidaten machen. "Sollte der Kurs auf Dauer bis ins Jahr 2020 hinein so niedrig bleiben, wächst die Gefahr einer Übernahme. Dauerhaft niedrige Kurse locken aktivistische Investoren an, die gerne die Auswechslung des Vorstands und eine Zerschlagung verlangen", sagte Markus Manns von Union Investment der Rheinischen Post. Ob der Kauf von Monsanto ein Fehler gewesen sei, könne man erst nach Ende der Glyphosat-Verfahren sagen, so Manns. Müsse Bayer am Ende mehr als zehn Milliarden Dollar zahlen, habe der Vorstand die Risiken klar unterschätzt.

© SZ vom 29.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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