Zum Tod von Gene Savoy:Die Entdeckungen des "Indiana Jones"

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Er hat einige der bedeutendsten archäologischen Stätten Perus gefunden. Sie nannten ihn den "richtigen Indiana Jones". Nun ist Gene Savoy mit 80 Jahren gestorben.

Tanja Rest

Nach der Bundeslade oder dem heiligen Gral hat er nie gesucht, und ob er jemals eine Ochsenpeitsche am Gürtel trug, darf als unwahrscheinlich gelten. Auf seiner Homepage gibt es allerdings ein Foto, auf dem er mit Filzhut und Lederjacke posiert, und wer den rotblonden Schnauzer ausblendet, kann mit einiger Phantasie tatsächlich an den charmant-dreisten Kinohelden denken, den George Lucas bald zum vierten Mal um den Globus schickt. "The real Indiana Jones" nannte ihn People Magazine. Und Lucas hat zumindest nie dementiert, dass ihm kein anderer als Douglas Eugene Savoy als Vorbild diente für seinen peitschenschwingenden Archäologen.

Gene Savoy wurde 1927 im Bundesstaat Washington geboren und hat sich als Autor, Klerikaler, vor allem aber als Abenteurer und Forscher einen Namen gemacht. Seine große Zeit waren die sechziger Jahre - ein Jahrzehnt, in dem die letzten dunklen Flecken des Erdballs noch nicht von Google Earth ausgeleuchtet wurden und es tatsächlich noch etwas zu entdecken gab. Wenn man den Mut dazu hatte. Savoys vielfach belächelte These: dass die Inka-Völker und ihre Vorfahren einmal im peruanischen Regenwald gelebt hätten. Dies versuchte er auf einer Vielzahl von Expeditionen zu beweisen, und 1964 war es soweit.

Savoy gelang einer der spektakulärsten und wichtigsten archäologischen Funde seiner Zeit: die sagenhafte Dschungelstadt von Vilcabamba, die letzte Zufluchtstätte der Inkas vor den spanischen Eroberern. Ein Jahr später entdeckte er im nordöstlichen Dschungel eine weitere Ansiedlung, die er Gran Pajaten nannte und die Archäologen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt nach Peru lockte. In den folgenden Jahrzehnten fand Savoy mehr als 40 weitere Siedlungen von prähistorischen Andenvölkern.

Hepatitis, Schlangen und Guerilla-Kämpfer

"Wissenschaftler dachten, dass es sich bei diesen Städten und Siedlungen im peruanischen Regenwald um Mythen handele, bis mein Vater sie entdeckte", sagte Savoys Sohn Sean. "Seine Entdeckungen eröffneten eine neue Ära der Archäologie, die es vorher nicht gegeben hatte." Sein Vater habe auf seinen Expeditionen an Hepatitis gelitten, sei von Schlangen gebissen und von Guerilla-Kämpfern verfolgt worden.

Nach diesen Erfolgen zog es Gene Savoy hinaus aufs Meer: Diesmal wollte er beweisen, dass Inkas, Azteken und andere Kulturen Kontakt zueinander hatten. Dafür baute er die Feathered Serpent I, ein 18 Meter langes, altertümliches Boot, und segelte die möglichen Handelsrouten im Atlantik und Pazifik ab.

Seine zweite Leidenschaft war die Religion. Savoy begründete eine neue Theologie mit dem Namen "Cosolargy" und gründete die Kirche des zweiten Advents. Er lehrte, dass die zweite Ankunft Jesu auf der Erde bereits geschehen sei. Begonnen hatte er seine Karriere als Journalist und Redakteur in Portland im US-Staat Oregon. Er wurde für seine Entdeckungen vielfach ausgezeichnet und erhielt Preise unter anderem vom peruanischen Senat und dem Ministerium für Industrie und Tourismus. Nun ist Gene Savoy in Reno im Alter von 80 Jahren eines natürlichen Todes gestorben.

© SZ vom 17.9.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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