Zollitsch-Nachfolger Stephan Burger:Ernennung eines Unbekannten

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Stephan Burger ist neuer Erzbischof von Freiburg. (Foto: dpa)

Vikar, Pfarrer, Kirchenjurist: Papst Franzikus ernennt Stephan Burger zum neuen Erzbischof von Freiburg. Aufgefallen ist der Nachfolger von Robert Zollitsch bislang nicht. Doch der Seelsorger gibt sich volksnah - und will sogar twittern.

Von Matthias Drobinski

Stephan Burger? Als der Name des künftigen Erzbischofs von Freiburg am Abend vor der offiziellen Bekanntgabe auf dem Katholikentag in Regensburg die Runde machte, schauten sich selbst erfahrene Kirchenleute ratlos an. Man müsste mal die Freiburger fragen, sagten sie sich, doch auch die Freiburger hoben die Schultern und sagten: Ja, den gibt's bei uns. Aber viel mehr wussten sie dann auch nicht zu sagen. Der Neue ist bislang nicht sonderlich aufgefallen. Nicht durch große öffentliche Auftritte, nicht durch starke Meinungsäußerungen.

Es war aber eine durchaus zufriedene Ratlosigkeit, die sich da ausbreitete. Denn die bekannten Namen, die in den vergangenen Monaten durch die kirchlichen Gerüchteküchen gewabert waren, hatten eher Befürchtungen ausgelöst: Würde Georg Gänswein Nachfolger von Erzbischof Robert Zollitsch werden, der Sekretär zweier Päpste in Rom, der aus dem Erzbistum stammt - oder Dominik Schwaderlapp, der Kölner Weihbischof?

Beide wären ausgewiesene Konservative gewesen, mit denen es im mehrheitlich katholisch-liberalen Freiburg einige Konflikte gegeben hätte. Doch das Domkapitel, das den Neuen aus einer Dreierliste wählen konnte, und Papst Franziskus, der dann sein Plazet geben musste, haben dem Unbekannten aus dem Bistum vertraut.

Es heißt, er sei ein umgänglicher Typ

Stephan Burger also ist 52 Jahre alt und erst seit einem Jahr als Domkapitular Mitglied der Kirchenspitze. Seine Heimat liegt im Schwarzwald, wo die Eltern Sänger im Kirchenchor waren und der Vater mehrere Chöre dirigierte; bis heute mag Burger die Natur und die Musik, schreibt das Erzbistum. Der jüngere Bruder Tutilo hat ebenfalls Kirchenkarriere gemacht und ist Abt der Benediktiner-Erzabtei Beuron.

Seit seiner Priesterweihe im Jahr 1990 hat Burger als Seelsorger gearbeitet, erst als Vikar und dann als Pfarrer in der Nähe von Heidelberg; nebenher hat er sich im Kirchenrecht weitergebildet. Seit 2007 ist er Offizial, der oberste Kirchenjurist des Erzbistums also - und damit zuständig für einen heiklen Bereich kirchlicher Rechtsprechung: Der Ehe-Annullierungen von Katholiken, die nach der Scheidung wieder heiraten und die frühere Ehe für ungültig erklären lassen wollen.

Daneben ist er Gemeindepfarrer am Kaiserstuhl gewesen; als er Domkapitular wurde und nach Freiburg hätte ziehen müssen, hat er sich eine Ausnahmegenehmigung geholt, um weiter in seiner Pfarrei wohnen zu können.

Ein umgänglicher Typ sei er, heißt es nun über ihn, einer, der mit den Leuten kann und dem Weinfeste kein Gräuel sind. Er wisse, wie es den Katholiken in den Pfarreien geht und habe am kirchlichen Ehe-Gericht die Brüche des Lebens kennen gelernt. Das Domkapitel und der Papst haben sich also für den Seelsorger entschieden. Er hat versprochen, so viel wie möglich im Bistum bei den Leuten zu sein. Und mit denen, bei denen er gerade nicht sein kann, ganz modern per Twitter zu kommunizieren.

© SZ vom 31.05.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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