Welttag des Schneemanns:"Schneemänner kennen keine Nationalitäten"

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Schnee in NRW - Schneemann

Ist ein bisschen rund, aber trotzdem gut drauf: Der Schneemann habe mit dem Abnehmen ja auch kein Problem, sagt Cornelius Grätz.

(Foto: Sebastian Konopka/dpa)

Er ist Deutschlands Schneemannexperte: Cornelius Grätz aus Reutlingen. Zum Welttag des Schneemanns preist er die kugelige Figur als Vorbild für Toleranz.

Interview von Sophie Burfeind

Im verschneiten Deutschland mögen sich am Wochenende viele Menschen bei ihren Bauversuchen nach einem echten Schneemann-Experten wie Cornelius Grätz gesehnt haben. Der 45-Jährige aus Reutlingen besitzt eine der größten Sammlungen von Schneemannfiguren, die aus Gründen der Beständigkeit aus allen möglichen Materialien wie Holz, Plastik, Keramik oder Marzipan bestehen, aber nicht aus Schnee. Grätz' praktische Tipps halten sich in Grenzen. Über den historischen Wandel der Skulptur, die einst als unfreundlicher Geselle begann, weiß der Sammler jedoch Erstaunliches zu berichten. Und seine Zuneigung zu seinen Sammelobjekten ist zum Dahinschmelzen.

SZ: Herr Grätz, wie baut man denn einen richtig guten Schneemann?

Cornelius Grätz: Mit Pulverschnee braucht man erst gar nicht anzufangen. Der Schnee sollte ein bisschen pappen. Dann kann man ihn schön rollen, was übrigens eine relativ neue Idee ist: In ganz frühen Jahren wurden Schneemänner nämlich nicht gerollt, sondern wie Statuen modelliert.

Haben Sie immer noch die größte Schneemann-Sammlung der Welt? Sie waren ja mal im Guinness-Buch der Rekorde.

Ich war mehrmals im Guinness-Buch, das letzte Mal 2011. Danach hat mir leider eine Amerikanerin den Weltrekord streitig gemacht, aber ich arbeite daran, dass er zurück nach Deutschland kommt.

Um wie viele Schneemänner ist Ihnen die Amerikanerin voraus?

Das ist mir ein bisschen peinlich, aber ich weiß es nicht genau. Mir geht zu Hause der Platz aus, und solange ich den nicht habe, kann ich nicht nachzählen. Ich schätze, ich habe 4500 Schneemänner und sie hat um die 5000.

Ist es Schneefrauen gegenüber nicht total ungerecht, dass Sie nur Schneemänner sammeln?

Das habe ich mich auch schon gefragt, aber der Schneemann ist eben ein sehr männlich besetztes Feld. Als man angefangen hat, welche zu bauen, war es wahrscheinlich einfacher, sie mit männlichen Attributen wie Zylinder oder Pfeife zu versehen. Es hätte der Moralvorstellung auch nicht entsprochen, einen Busen zu bauen.

Haben Feministinnen dieses Problem auf dem Schirm?

Ich habe mir mal den Spaß erlaubt und an Alice Schwarzer geschrieben. Aber sie hat leider nicht drauf reagiert.

Dabei schreiben Sie doch, der Schneemann sei ein Vorbild für Toleranz.

Ja, er ist eine reine Kunstfigur und hat keinen religiösen Hintergrund. Er ist auch selten ideologisch missbraucht worden und kennt keine Nationalitäten. Meine Schneemänner kommen aus der ganzen Welt.

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