Waldbrände nahe Los Angeles:"Hier sieht es aus wie in der Hölle"

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Feuerstürme haben in Kalifornien Villenvororte und Wohnwagen verwüstet. 30.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Jörg Häntzschel

Mindestens 800 Häuser sind in den vergangenen drei Tagen bei mehreren katastrophalen Waldbränden in den Vororten von Los Angeles zerstört worden, und die Feuer wüteten auch am Sonntag nahezu ungehemmt weiter. Bei selbst für Südkalifornien ungewöhnlich hohen Temperaturen um 30 Grad fing die trockene Vegetation explosionsartig Feuer. Viele Orte wurden evakuiert, 30.000 Menschen mussten ihre Häuser verlassen.

Die trockene Vegetation fing explosionsartig Feuer. Inzwischen mussten 30.000 Menschen ihre Häuser verlassen (Foto: Foto: Reuters)

Die neue Serie von Waldbränden begann 140 Kilometer nördlich von L.A., in Montecito bei Santa Barbara, einer Luxuskolonie mit Bewohnern wie Oprah Winfrey, Steven Spielberg und Kevin Costner. Dort gingen 100 Villen in Flammen auf. Ein 98-Jähriger starb bei der Evakuierung.

Nur Blech und Asche übrig

In der Nacht zum Samstag brach weiter südlich, in Sylmar im San Fernando Valley, ein weiterer Brand aus. Hier waren die Opfer weniger privilegiert: Außer 65 Häusern wurden 500 Mobile Homes in einem Trailerpark zerstört, die meisten von ihnen waren bewohnt von älteren Menschen, denen nur Minuten zur Flucht blieben, als die Feuerwehr nachts um zwei an ihre Türen klopfte. "Es war mein Traumhaus, es war das Beverly Hills der Trailerparks", meinte eine Frau in einer Schulturnhalle, als sie erfuhr, dass von ihrem Haus nur Blech und Asche in einer Mondlandschaft geblieben waren.

Die Feuerwalze entwickelte eine derartige Hitze, dass die Schläuche beim Löschen schmolzen. William Bratton, der Polizeichef, sagte im Fernsehen, "die Zerstörung ist mit Worten nicht zu beschreiben", Gouverneur Arnold Schwarzenegger erklärte nach einer Besichtigung: "Es sieht aus wie in der Hölle".

Ob wirklich alle Einwohner gerettet wurden, stand am Sonntag noch nicht fest. Während Tausende Feuerwehrleute gegen die Brände in Montecito und Sylmar ankämpften, brachen an verschiedenen Orten weiter südlich neue Feuer aus. Vor allem in Orange County wüteten diverse Brände, die sich am Samstag wegen des starken Windes schnell ausbreiteten. Gouverneur Schwarzenegger rief deshalb den Notstand aus für Orange County, L.A. und Santa Barbara.

Wegen der Brände mussten nicht nur viele Autobahnen gesperrt werden, auch eine wichtige Hochspannungsleitung, die drohte, zur Gefahr für die Feuerwehrleute zu werden, wurde abgeschaltet. Um die Überlastung des Stromnetzes zu vermeiden, wurde deshalb in wechselnden Vierteln von Los Angeles jeweils für eine Stunde der Strom abgeschaltet.

Katastrophale Trockenheit

Waldbrände hat es in Kalifornien immer gegeben. Doch die sich immer stärker ausbreitende Besiedelung der idyllischen, dicht bewachsenen Berglandschaft hat deren Zahl in den vergangenen Jahrzehnten erheblich steigen lassen. Die katastrophale Trockenheit, die im amerikanischen Südwesten seit einigen Jahren herrscht, kam noch dazu. Letztes Jahr mussten bei Bränden zwischen Santa Barbara und San Diego eine Million Menschen ihre Häuser zeitweise verlassen.

Kurzfristig lässt sich wenig mehr gegen die Brände unternehmen, als die Feuerwehren so gut wie möglich auszustatten. Doch um die brandhemmenden Chemikalien, die mit Wasser gemischt von den Löschflugzeugen über den Flammen abgeworfen werden, hat sich nun eine Kontroverse entwickelt. Zwar stoppt die phosphorhaltige Substanz das zerstörerische Feuer schneller als bloßes Wasser, doch sie gefährdet Fische und andere im Wasser lebende Organismen. Umweltschützer halten den vorübergehenden Schaden, den das Feuer anrichtet, für harmloser als die langfristige Verseuchung durch den Brandhemmer.

© SZ vom 17.11.2008/dmo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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