Verunglückte Adria-Fähre:Acht Todesopfer bei "Norman-Atlantic"-Unglück

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  • Alle Passagiere auf der in der Adria in Brand geratenen Norman Atlantic sollen gerettet sein. Als letzter ging am Nachmittag der Kapitän von Bord.
  • Inzwischen haben die Behörden bestätigt, dass bei dem Unglück acht Menschen ums Leben gekommen sind.
  • Die Rettungsarbeiten waren wegen des schlechten Wetters kompliziert. Die Passagiere mussten per Hubschrauber in Sicherheit gebracht werden.
  • Medienberichten zufolge soll es Mängel am Schiff gegeben haben.

Sieben Tote bei Fährunglück

Mehr als 24 Stunden ist es inzwischen her, dass auf der Adriafähre Norman Atlantic Feuer ausgebrochen ist. Noch immer treibt das Schiff manövrierunfähig vor der griechischen Insel Korfu. Doch mehr als 400 Passagiere konnten geborgen werden, wie italienische Medien berichten.

Am Ende waren nur noch die Besatzungsmitglieder an Bord. Doch auch sie wurden nach und nach mit Hubschraubern abtransportiert. Gegen 14:50 verließ der italienischen Küstenwache zufolge auch der Kapitän als letzter das Schiff.

Die Zahl der Todesopfer ist unterdessen auf acht gestiegen. Es seien weitere Leichen entdeckt worden, teilte die italienische Küstenwache am Montag auf Twitter mit. Zuvor hatte die italienische Regierung fünf Tote bekanntgegeben.

Italiens Premierminister Matteo Renzi bedankte sich bei den Rettungskräften für ihren Einsatz. Sie waren trotz stürmischer See und schlechter Sicht die ganze Nacht im Einsatz gewesen. "Es macht mich stolz, wie unsere Leute eine noch schlimmere Katastrophe abgewendet haben", sagte Renzi. Sein Beileid gelte den Angehörigen der Menschen, die bei dem Unglück ums Leben gekommen seien.

Komplizierte Rettung per Heilkopter

Zunächst hatten die Rettungskräfte am Sonntagabend versucht, die manövrierunfähige Norman Atlantic abzuschleppen. Doch die Aktion scheiterte, weil ein Tau riss. Deshalb muss die Fähre nun aus der Luft evakuiert werden. Die meisten der Geretteten werden mit Hubschraubern auf andere Schiffe transportiert, die zu Hilfe geeilt sind. Allerdings kommt der Rettungseinsatz nur sehr langsam voran.

Containerschiff mit 49 Geretteten in Bari eingetroffen

Am Montagmorgen ist ein Containerschiff mit 49 Geretteten von der Unglücksfähre im Hafen von Bari eingelaufen. Das italienische Fernsehen zeigte Bilder des Frachters Spirit of Piraeus, der in der Nähe war, als die Norman Atlantic am Sonntagmorgen nordwestlich von Korfu in Notlage geriet. Viele bedankten sich beim Verlassen des Schiffes weinend bei den Rettern.

18 Deutsche an Bord

Der Brand war am frühen Sonntagmorgen ausgebrochen, vermutlich auf einem der Parkdecks. Über die Ursache des Brandes auf dem Schiff wird weiter spekuliert. LKW-Fahrer berichteten in griechischen Medien, dass einige Fahrzeuge Olivenöl geladen hätten und dass das Fahrzeugdeck überladen gewesen sei. Ein Funke könne da schnell einen Brand auslösen.

Insgesamt waren 478 Menschen an Bord der Fähre Norman Atlantic. Unter den 422 Passagieren waren viele Lastwagenfahrer, aber auch Familien mit Kindern. Dazu kommen 56 Crewmitglieder. 18 der Passagiere waren Deutsche. Bei den übrigen handelte es sich um 234 Griechen, 44 Italiener, sowie Türken, Albaner, Franzosen, Niederländer, Belgier und Angehörige anderer Nationen.

Dem Auswärtigen Amt zufolge sind die deutschen Botschaften in Rom und Athen eingeschaltet und stünden in Kontakt mit den zuständigen Behörden. Angehörige können sich unter einer Hotline (030/50002000) informieren.

Berichte über Mängel an der Fähre

Die Norman Atlantic ist eine unter italienischer Flagge fahrende Autofähre, die 2009 gebaut wurde. Sie gehört der italienischen Firma Visemar, war aber an die griechische Linie Anek verpachtet. Zum Unglückszeitpunkt war sie auf dem Weg von Patras in Griechenland nach Ancona in Italien.

Fragen zum Zustand der Fähre häufen sich. Verschiedene Medien berichten von Mängeln. Eine Inspektion vom 19. Dezember habe mangelhafte Dichtungen, Rettungsmittel und Notbeleuchtung festgestellt, schreibt unter anderem die griechische Zeitung Efimerida ton Syntakton. Außerdem habe das Schiff keinen klaren Rettungsplan gehabt. Die Mängel hätten demnach binnen 15 Tagen behoben werden sollen. Die italienische Zeitung Il Fatto Quotidiano berichtet von einer Inspektion vom Mai 2011 in Malta. Schon damals seien die Feuerschutztüren bemängelt worden.

Der Eigner bestätigte, dass das Schiff am 19. Dezember kontrolliert wurde. Doch von gravierenden Mängeln sei nicht die Rede gewesen. "Die Tests ergaben, dass das Schiff voll funktionstüchtig war", sagte der Reeder Carlo Visentini, der Nachrichtenagentur Ansa. Bei der Inspektion sei eine "leichte Fehlfunktion" an einer Brandschutztür aufgefallen, die unmittelbar behoben worden sei. Das sei "zur Zufriedenheit der Inspektoren" erfolgt, deshalb habe das Schiff in vollem Umfang seine Einsätze absolvieren können, fügte Visentini hinzu.

© Süddeutsche.de/dpa/Reuters/olkl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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