Verbrechen:Kamera läuft!

Was macht der Räuber von heute? Er filmt sich bei seinen Taten selbst. Und die Polizei? Die verteilt dafür Likes.

Von Sebastian Herrmann

Was nicht gefilmt oder wenigstens fotografiert wird, das hat auch nicht stattgefunden. Und so zücken die Menschen ihre Smartphones, sobald etwas passiert und halten drauf, was der Speicherplatz hergibt. Die Facebook-Freunde und Twitter-Follower werden durchdrehen vor Freude, das wird Likes und Retweets hageln! In Krefeld freut sich gerade die Polizei, denn da haben Leute eine Sache gefilmt, von der sie wünschten, sie hätte nie stattgefunden. Vor vier Jahren waren mehrere Männer in Wegberg bei Mönchengladbach in eine Wohnung eingedrungen. Sie misshandelten den Bewohner schwer, stahlen unter anderem wertvolle Uhren und entkamen mit einer Beute im Wert von etwa 60 000 Euro. Die Täter filmten sich dabei aber auch. Warum? Vielleicht um unter gewalttätigen Kriminellen Anerkennung zu ernten?

Den Film der Tat legten die Gewalttäter auf der Festplatte eines Rechners ab, der nun von der Polizei in völlig anderem Zusammenhang beschlagnahmt wurde. Der Polizei gefällt das: So mussten sie nicht lange suchen und konnten drei Verdächtige verhaften und nach einem vierten fahnden, dessen Namen nun bekannt ist. Die drei Verhafteten haben bereits Geständnisse abgelegt: Die Spuren, die sie hinterlassen hatten, waren zu eindeutig. Aber so was passiert auch anderen: An dieser Stelle sei noch einmal an jenen Bankräuber in Wuppertal erinnert, der auf einen Zettel "Das ist ein Überfall!" geschrieben hatte. Leider hatte er dazu einen an ihn adressierten Briefumschlag verwendet. Aber diese analoge Doofheit ist ja schon rührig: Moderne Bankräuber filmen sich wahrscheinlich bei der Tat.

© SZ vom 23.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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