Vatikan:Politischer Appell an die Welt

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In seiner ersten Ostermesse hat Papst Benedikt XVI. die Welt zum Frieden aufgerufen, und gab sich dabei ungewohnt politisch: Er mahnte Lösungen an im Atomstreit mit dem Iran, setzte sich für die Bildung eines Palästinenserstaates ein und forderte ein Ende der Parteistreitigkeiten in Italien. Heute weilt der Papst in seiner Sommerresidenz Castel Gandolfo.

In der ersten Osterbotschaft seines Pontifikats hat Papst Benedikt XVI. zu internationalen politischen Fragen Stellung bezogen. Vor knapp 100.000 Gläubigen auf dem Petersplatz in Rom mahnte der Papst im Atomstreit mit dem Iran eine "ehrenvolle Lösung" an.

Der Papst auf dem Petersdom (Foto: Foto: dpa)

Er unterstrich Israels Recht auf eine Existenz in Frieden und sprach sich für die Bildung eines Palästinenserstaates aus. Den politischen Parteien in Italien legte Benedikt nahe, ihrem bitteren Streit ein Ende zu machen.

In sein Ostergebet schloss der deutsche Papst insbesondere auch die Menschen in Afrika und Lateinamerika ein.

Er bete dafür, dass die Führungspersönlichkeiten dieser Welt sich stärker für ein friedliches Zusammenleben einsetzen, sagte Benedikt. Ziel sei es, "die Bedrohung durch den Terrorismus zu beenden". Vom Balkon des Petersdoms aus lud er Israelis und Palästinenser zum "geduldigen und dauerhaften Dialog" ein, damit das palästinensische Volk seine "prekäre" Lage überwinden und eine Zukunft in einem eigenen Staat aufbauen könne.

Besonders viel Applaus brandete auf, als der Papst in Anspielung auf die italienische Parlamentswahl und den harten Wahlkampf erklärte, er wünsche Italien, dass wieder "Eintracht und Heiterkeit" ins Land einkehrten.

Benedikt XVI. ging auch auf die Lage in Zentralafrika ein, wo nach den blutigen Konflikten in Ruanda und Burundi "zahlreiche Wunden noch nicht verheilt" seien. Die Lage der Bevölkerung in der sudanesischen Krisenregion Darfur sei "nicht mehr tragbar", sagte der Papst.

Dem Irak wünsche er, dass "endlich" Frieden herrsche und "die tragische Gewalt" ein Ende habe. In Lateinamerika müssten sich die Lebensbedingungen der Bevölkerung verbessern, die demokratischen Einrichtungen gefestigt werden und die Verschleppungen ein Ende haben.

Die zehntausenden Gläubigen auf dem in den Vatikan-Farben weiß und gelb geschmückten Petersplatz begrüßten den Papst mit Jubel, als er die Kardinäle zur Messe auf dem Platz vor dem mit Blumen geschmückten Petersdom führte. Benedikt beging am Ostersonntag seinen 79. Geburtstag.

Zum Abschluss spendete Benedikt XVI. den Gläubigen den traditionellen Ostersegen "Urbi et Orbi" (Der Stadt und dem Erdkreis) in 62 Sprachen. Den größten Jubel rief er dabei hervor, als er den Segen in seiner deutschen Muttersprache hielt.

Das Erteilen des Ostersegens in zahlreichen Sprachen hatte Benedikts Vorgänger Johannes Paul II. eingeführt. Im vergangenen Jahr hatte Johannes Paul II. wegen seiner schweren Krankheit den Segen zum ersten Mal während seines 26-jährigen Pontifikats nicht mehr erteilen können.

Die Fernsehkameras zeigten damals Bilder von einem Papst, der nur mit Mühe die Hand heben konnte - beim Versuch, den Segen zu sprechen, versagte ihm die Stimme. Sechs Tage später, am 2. April, starb Johannes Paul II.

Papst Benedikt weilte am Montag auf dem Landsitz Castel Gandolfo. Dort segnete er Pilger und Touristen und wollte sich danach einige Tage von den anstrengenden Osterfeierlichkeiten erholen.

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