USA:Unser neues Büro

(Foto: Tolga Akmen/AA/PA)

Toben, tauchen, strampeln: Ein Bälle-Bad kann entspannend wirken. Deshalb hat eine New Yorker Design-Agentur nun einen Raum mit 80000 Plastikbällen gefüllt - und lädt zum Baden ein.

Von Marc Felix Serrao

Wer den Untergang des Abendlandes befürchtet, kann dieses Bild nur als Beleg dafür werten, dass sich die Sache beschleunigt: ein "Bälle-Bad" für Erwachsene. Seit zwei Wochen steht es im New Yorker Büro der Designagentur Pearlfisher. Wenn deren Mitarbeiter nicht gerade selbst in den 80 000 Plastikbällen nach Ideen tauchen, darf die Öffentlichkeit rein. Bis zu 15 Personen können 30 Minuten lang toben, tauchen oder ein Meeting abhalten. Als Gegenleistung bittet die Agentur lediglich um eine Spende für soziale Zwecke. "Wenn unsere Designer mal den Kopf frei kriegen müssen, um auf neue Ideen zu kommen, springen sie ins Bälle-Bad", erklärt die Marketingfrau. "Das befreit richtig." Und offenbar nicht nur Agenturmenschen. In den 14 Tagen, die das Bälle-Bad noch zugänglich ist, seien bereits alle Termine ausgebucht.

Natürlich kann man das alles schrecklich infantil finden, wie der heutige Großstadtmensch Kulturpessimisten ja überhaupt als verweichlichte Endzeiterscheinung gilt, die, wenn erst wieder harte Zeiten anbrechen, kaum überlebensfähig sein dürfte. Das stimmt wohl auch. Allerdings ist so ein Bad in Plastikbällen, erstens, eine vergleichsweise bürgerliche Spielerei; bei den "Lab Oratory"-Partys im Berliner Berghain baden die Gäste noch in ganz anderen Dingen. Und zweitens: Wenn ohnehin alles den Bach runtergeht, warum soll man dabei auch noch schlechte Laune haben? Die vier großen Kinder, die hier aus den Bällen grinsen, sehen doch sehr zufrieden und entspannt aus. Vergleicht man das mit den Köpfen, die einen morgens in der Konferenz anschauen, dann weiß man, wo man lieber wäre.

© SZ vom 08.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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