Seit 40 Jahren hat Regisseur Roman Polanski die USA nicht mehr betreten. Er fürchtet eine Gefängnisstrafe für eine Tat, die er gestanden hat. 1977 hat er die damals 13-jährige Samantha Geimer auf einer Party im Haus von Schauspieler Jack Nicholson vergewaltigt. Seit seiner Flucht aus den USA lebt Polanski in Europa, derzeit in Frankreich. Das Verfahren gegen ihn läuft noch immer - obwohl Samantha Geimer sich selbst für die Einstellung vor Gericht eingesetzt hat. Sie will den Fall laut eigener Aussage endlich abschließen und sich nicht länger als Opfer fühlen.
Statt Ruhe gibt es nun neuen Wirbel. Überraschend hat sich eine Frau gemeldet, die dem Regisseur ebenfalls sexuellen Missbrauch vorwirft.
Auf einer Pressekonferenz in Los Angeles sagte die Frau, die von ihrer Anwältin als "Robin" vorgestellt wurde, sie sei 1973 als 16-Jährige von Polanski missbraucht worden. Über Details zur Tat wollte sie sich nicht äußern. Der mutmaßliche Vorfall sei inzwischen verjährt, daher sei auch keine Klage geplant, sagte Anwältin Gloria Allred. Die Frau sei aber zu einer Aussage vor Gericht bereit, sollte es jemals einen Strafprozess gegen Polanski geben. Damit spielt sie auf das Verfahren gegen Polanski im Fall Geimer an.
Samantha Geimers Geschichte ist weithin bekannt. Sie war noch ein Kind, gerade 13 Jahre als, und wollte Schauspielerin werden, als sie den Regisseur Roman Polanski kennenlernte. Er wollte von ihr Fotoaufnahmen für die Zeitschrift Vogue machen, sie erhoffte sich davon den Anfang einer Karriere. Doch der Abend des 10. März 1977 lief anders ab, als es sich die Teenagerin vorgestellt hatte. Polanski holte sie ab, fuhr mit ihr zur Party von Jack Nicholson. Er gab ihr Drogen und Alkohol - schließlich vergewaltigte er das Mädchen. Später berichtete Geimer ihrem Freund von der Tat. Ihre Mutter hörte das Gespräch und zeigt Polanski an. Der Regisseur wurde festgenommen - so erfuhr die Öffentlichkeit von dem Fall.
Vor 40 Jahren flieht Polanski aus Angst vor einer Gefängnisstrafe aus den USA
Roman Polanski bekannte sich schuldig, illegal Sex mit einer Minderjährigen gehabt zu haben. Das war Teil eines Deals mit der Staatsanwaltschaft. Als sich herausstellte, dass er wohl dennoch eine langjährige Haftstrafe hätte verbüßen müssen, floh der Regisseur über London nach Frankreich. 2009 wurde er in Zürich festgenommen. Die Schweiz lieferte ihn nicht an die USA aus, sondern verhängte einen Hausarrest.
Die Vergewaltigung vor 40 Jahren bestimmt das Leben von Samantha Geimer bis heute. Immer wieder wurde sie verhört, musste Anschuldigungen gegen sich und ihre Mutter aushalten. In der Presse wurde sie nicht nur als Opfer, sondern auch als Flittchen dargestellt, das die Karriere eines Regisseurs zerstört habe. Immer wieder, wenn der Fall Schlagzeilen macht, belagern Reporter ihr Haus. Polanski hat sich bei ihr in einem Brief entschuldigt und nach einer Zivilklage wohl eine halbe Million Dollar Schadenersatz gezahlt.
Da es nun ein weiteres angebliches Opfer eines sexuellen Missbrauchs gibt, dürfte es noch unwahrscheinlicher sein, dass das Verfahren gegen Polanski eingestellt wird. Die Frau, die sich "Robin" nennt, sagte auf ihrer Pressekonferenz, es habe sie "wütend gemacht", dass Geimer vor Gericht selbst um die Verfahrenseinstellung gebeten habe. Sie breche nun ihr Schweigen, "damit Samantha und die Welt wissen, dass sie nicht das einzige minderjährige Opfer von Roman Polanski" war. "Ich bin immer noch nicht darüber hinweg", fügte sie hinzu. Der Regisseur müsse für sein "kriminelles Verhalten gegenüber Samantha Geimer" zur Rechenschaft gezogen werden. Polanskis Anwalt war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.