US-Polizei mit ungewöhnlicher Idee:Kameras schützen Kameras

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Die Polizei im amerikanischen Maryland glänzt mit einem originellen Einfall: Kameras sollen dort künftig für den Schutz von Kameras sorgen. Videokameras werden neben und über Blitzern angebracht - eine Abschreckung für wütende Autofahrer, die die Geräte demolieren wollen.

Juliane Meißner

Ab sofort sollen die Verkehrsblitzer im US-Bundesstaat Maryland zuverlässig vor autofahrenden Vandalen geschützt werden. Die Polizisten vertrauen dabei auf Videokameras, die die Radarfallen rund um die Uhr im Blick behalten. Logisch, 24-Stunden-Polizeischutz für die Geräte wäre ja viel zu teuer. Der Sicherheitsmaßnahme, die auf den ersten Blick auch in Schilda Anwendung finden könnte, ging eine kostspielige Leidensgeschichte voraus: Sechs Radarfallen wurden in den vergangenen Wochen mutwillig zerstört.

"Es kostet uns 30.000 bis 100.000 Dollar, eine Verkehrskamera zu ersetzen. Außerdem fehlt dadurch eine Radarfalle auf der Straße, die die Leute bremst", beklagt Robert V. Liberati laut Radiosender WTOP. Der Chef der Verkehrspolizei im betroffenen Bezirk Prince George ergänzt: "Das bedeutet dann, dass die Verkehrssicherheit in unserem Bezirk sinkt." Das klingt einleuchtend. Wenig Verständnis dafür legen jedoch die stressgeplagten Raser an den Tag. Sehr deutlich zeigen sie, was sie von den Blitzern halten.

Liberati und sein Team haben das bereits zu genüge miterlebt. Mit einer Pistole zerschoss ein offenbar frustrierter Autofahrer im April dieses Jahres eine Radarfalle. In den Wochen danach wurden Blitzer auf den Kopf gestellt und ihrer Standbeine beraubt. Der Polizeichef zeigt sich verständnisvoll: "Die Straßen sind verstopft, es gibt so viele Autofahrer. Ich denke, es ist der Straßenverkehr selbst, der die Menschen so frustriert."

Radarfalle angezündet

Aber als ein Verkehrsrowdy im Juli eine der Radarfallen abbrannte, riss Liberati der Geduldsfaden. Eine neue Strategie musste her, um die Selbstjustiz zu beenden. Die rettende Idee: Kameras sollen die Kameras beäugen, die wiederum Raser knipsen. Die Vandalen würden so abgeschreckt, sich an den teuren Geschwindigkeitsmessern zu vergreifen, hofft der Polizeichef. Andernfalls würden sie bei ihrer Tat gefilmt und könnten dadurch gefasst werden.

Liberati zufolge sei bereits eine solche Kamera in Betrieb. Wenn es nach ihm geht, sollen bis Jahresende noch ein Dutzend folgen. Die Idee, das Problem mit Kameras zu lösen, ist nicht überraschend. Bereits jetzt ist das Video-System im Bundessaat Maryland fester Bestandteil in der Überwachung des Straßennetzes. "Um das Verkehrsaufkommen und den Stau in der Region zu überwachen", ist auf der Homepage des Bezirks Prince George zu lesen. Hier können 15 Straßen per Livestream beobachtet sowie eine Kameratour um das Redskin-Stadion nahe der US-Hauptstadt Washington unternommen werden. Vielleicht sind dort bald auch Blitzer bei der Arbeit zu beobachten.

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