Unwetter:Im Ausnahmezustand

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Wenn der Strandspaziergang gefährlich wird: Auch am Strand von St. Peter-Ording gab es extrem starke Windböen. (Foto: Wolfgang Runge/dpa)

Zwei Menschen kamen ums Leben, als das Sturmtief "Sebastian" mit starken Böen am Mittwoch über Teile Deutschlands hinwegfegte. Dutzende wurden verletzt. Die Gefahr war damit allerdings noch nicht vorüber.

Von SZ, Hamburg

Sebastian war der erste große Herbststurm in Deutschland, und vor allem den Norden und Westen hat er am Mittwoch mit voller Wucht erwischt. In Hamburg und Nordrhein-Westfalen starben zwei Menschen durch die starken Windböen.

Wie die Hamburger Feuerwehr mitteilte, hatten Zeugen beobachtet, dass am Elbanleger Blankenese ein Rollstuhlfahrer in den Fluss geweht wurde. Ein Großaufgebot suchte nach dem Mann - er konnte nur noch tot geborgen werden. Mittlerweile geht die Polizei jedoch von Suizid aus.

Ein 38-jähriger Fußgänger wurde laut Polizei ebenfalls in Hamburg von einem herabstürzenden Gerüst erschlagen. Es löste sich demnach am siebten Stockwerk eines Gebäudes und fiel auf den Mann. Rettungskräfte fanden ihn leblos auf dem Gehweg. Im nordrhein-westfälischen Brilon wurde ein 53-Jähriger von einem umstürzenden Baum erschlagen. Der Mann war offenbar mit Vermessungsarbeiten an einem Waldstück beschäftigt, als eine 20 Meter hohe Fichte auf ihn stürzte.

Der Deutsche Wetterdienst teilte mit, an der Nordseeküste habe es teils orkanartige Böen mit Windgeschwindigkeiten von bis zu 130 Kilometern pro Stunde gegeben. Das Bundesamt für Seeschifffahrt gab dort eine Sturmflutwarnung heraus. In Ostfriesland wurde für den Abend und die Nacht ein Pegel von einem Meter über dem mittleren Hochwasser erwartet, für Nordfriesland bis zu zwei Meter mehr.

In Wyk auf Föhr wurde eine 70 Jahre alte Frau bereits am Mittwochnachmittag von einem umstürzenden Baum getroffen und schwer verletzt. Sie wurde in ein Krankenhaus auf das Festland geflogen. Der Nord-Ostsee-Kanal wurde für den Schiffsverkehr gesperrt, in Husum wurde die Windmesse geräumt. Auch im Binnenland brachte Sturmtief Sebastian starke Gewitter und Regen. Für Bremen, Hamburg, Niedersachsen und Schleswig-Holstein warnte der Wetterdienst weiter vor orkanartigen Böen, entwurzelten Bäumen und herabstürzenden Dachziegeln.

Wegen des Unwetters war der Bahnverkehr in weiten Teilen Deutschlands gestört. Zugreisende im Münsterland waren am Mittwoch laut Bahn vom Fernverkehr abgeschnitten. In Berlin rief die Feuerwehr am frühen Abend bereits den Ausnahmezustand aus. Für Hessen und Baden-Württemberg gab der Wetterdienst eine Warnung vor Starkregen heraus: Überschwemmungen und Erdrutsche seien möglich. Vor allem der Odenwald, der Schwarzwald und das Saarland sollten betroffen sein.

In Nordrhein-Westfalen riss der Sturm vor allem im Ruhrgebiet zahlreiche Bäume aus dem Boden. Im Rheinisch-Bergischen Kreis wurde ein Auto während der Fahrt von einem umstürzenden Baum getroffen. Der 82-jährige Fahrer wurde leicht verletzt. Auch die niedersächsische Polizei meldete zahlreiche Einsätze. In Peine stürzte ein Baum auf ein fahrendes Auto, der 29-jährige Fahrer wurde verletzt. Die Stadt Flensburg in Schleswig-Holstein riet ihren Bürgern, sich in den Nachmittagsstunden nicht im Freien aufzuhalten. Städtische Kindertagesstätten wurden geschlossen, Veranstaltungen mit Beteiligung der Öffentlichkeit wurden abgesagt.

© SZ vom 14.09.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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