Unglück:Feuer an Bord

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Die ausgebrannten ICE-Waggons auf der Hochgeschwindigkeitstrasse nahe Dierdorf. Wie durch ein Wunder wurden nur fünf Menschen leicht verletzt. (Foto: Thomas Frey/dpa)

Der Brand eines ICEs zwischen Frankfurt und Köln wirft viele Fragen auf. Mit einem Ergebnis der Untersuchungen wird erst in ein paar Wochen gerechnet. Die Strecke bleibt noch tagelang gesperrt.

Von Markus Balser, Berlin

Knapp zwei Tage nach dem Brand eines ICE-Fernzugs auf der Schnellstrecke Frankfurt-Köln sind in der Nacht zum Sonntag erste Teile der beschädigten Wagen abtransportiert worden. Bahnreisende müssen sich aber weiterhin auf Einschränkungen einstellen. "Wir gehen davon aus, dass die Strecke bis Ende kommender Woche gesperrt bleiben wird", sagte eine Sprecherin. Die Zugbindung wurde aufgehoben. Tickets, die für eine Fahrt auf der Strecke gekauft wurden und bis einschließlich 19. Oktober gültig sind, würden kostenlos zurückgenommen, so hieß es.

Auch die Autobahn neben den Gleisen musste komplett gesperrt werden

Das Feuer in dem Schnellzug war am Freitagmorgen bei Dierdorf in der Nähe von Neuwied in Rheinland-Pfalz ausgebrochen. 510 Passagiere wurden aus dem stehenden Zug gebracht. Fünf Menschen erlitten nach Polizeiangaben leichte Verletzungen. Für den Löscheinsatz wurde die neben den Bahngleisen verlaufende Autobahn A3 zeitweise komplett gesperrt.

Reisenden drohen in den nächsten Tagen massive Verspätungen. Es seien erhebliche Schäden an der Strecke entstanden, die bis dahin repariert werden sollten, erklärte die Deutsche Bahn am Wochenende. Ziel sei es, das weniger beschädigte Gleis kurzfristig wiederherzustellen, sodass zumindest ein eingleisiger Betrieb der viel befahrenen Strecke möglich sei. Die Züge werden derzeit über die alte Rheinstrecke durch Mainz und Koblenz umgeleitet, was etwa 80 Minuten länger dauert. Die Halte in Siegburg/Bonn, Montabaur und Limburg Süd entfallen. Ab Montag will die Bahn nach eigenen Angaben zusätzliche Züge zwischen Montabaur, Limburg/Süd, Frankfurt Flughafen und Frankfurt am Main/Hauptbahnhof einsetzen. Die Bahn empfahl Kunden, sich vor einer Fahrt über die Internetseite des Unternehmens zu informieren.

Die 180-Kilometer-Hochgeschwindigkeitstrasse zwischen Köln und dem Rhein-Main-Gebiet ist eine der wichtigsten Strecken im gesamten Netz der Bahn. Züge können hier mit bis zu 300 Kilometern pro Stunde fahren. Für die Bahn verschärft der Unfall die massiven Probleme mit der Pünktlichkeit der eigenen Züge. Gerade erst hatten neue, immer schlechtere Pünktlichkeitswerte einen heftigen Streit zwischen dem Bahn-Vorstand und seinem Management und den Gewerkschaften ausgelöst. Im August waren 69,8 Prozent der Fernzüge pünktlich am Ziel. Geplant waren für dieses Jahr mehr als 80 Prozent.

Der Brand gibt Experten Rätsel auf. Der Zug war erst am Donnerstag wegen Schmorgeruchs in einem Werk technisch untersucht worden. "Dabei wurde eine Klimaanlage wegen einer defekten Steuerung ausgeschaltet", sagte eine Sprecherin der Deutschen Bahn und betonte zugleich: "Diese Reparatur in einem anderen Wagen des Zuges steht in keinem Zusammenhang mit der Brandursache." Der Brand war der Bahn zufolge nach Rauchentwicklung an zwei Wagen entstanden. Die Passagiere hatten Glück im Unglück. Ein Bundespolizist und Angehörige von Hilfsorganisationen waren an Bord. Nach erster Einschätzung war das Feuer Folge eines technischen Defekts. Fremdeinwirkung sei auszuschließen, hieß es bei der Bahn. Details sollen nun weitere Untersuchungen im Labor klären. Diese Ermittlungen gemeinsam mit der Bundesstelle für Eisenbahnunfalluntersuchung (BEU) würden nun "sicher noch mehrere Wochen andauern", erklärte die Bundespolizei.

Der Vorfall löste auch eine Diskussion über die Sicherheit von ICE-Zügen insgesamt aus.

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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