Trauerfeier in Bad Reichenhall:"Ihre Herzen bluten"

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Im Zentrum stand ein einziges Wort: "Warum?" Katholiken und Protestanten trauerten gestern gemeinsam um die Opfer von Bad Reichenhall. Mit Bildern von der Trauerfeier.

Heiner Effern

Wieder brennen 18 Kerzen für die Verstorbenen am Altar, wieder hat sich eine große Gemeinde im Bad Reichenhaller Münster St. Zeno eingefunden, um von den Opfern des Eishallen-Einsturzes und des Lawinenunglücks auf der Reiter Alpe Abschied zu nehmen.

Das große romanische Gotteshaus ist von den Leuchten der Fernsehübertragung unnatürlich erhellt. Kameras stehen im Altarvorraum, eine sogar auf der alten Kanzel. Die Fotoapparate klicken im Stakkato, als Ministranten, Fahnenabordnungen der Rettungskräfte und die Zelebranten, die evangelischen Regionalbischöfin Susanne Breit-Keßler und Friedrich Kardinal Wetter, um 18 Uhr einziehen.

Nach der schlichten Feier der Einheimischen am Samstag folgt nun die große Geste der Amts-, Würden- und Fahnenträger. Zwei ökumenische Wortgottesdienste, zwei Arten des Gedenkens. In den ersten Bänken rechts sitzen Ministerpräsident Edmund Stoiber mit seiner Frau Karin, Landtagspräsident Alois Glück, Innenminister Günther Beckstein, Peter Ramsauer, Leiter der CSU-Landesgruppe in Berlin, und Wirtschaftsminister Michael Glos als Vertreter der Bundesregierung. Im vorderen Kirchenschiff befinden sich neben den Angehörigen auch viele Rettungskräfte.

"Schwarzer Tag für das ganze Land"

Trotz der riesigen Ausmaße des Münsters müssen hinten viele dicht gedrängt stehen. Im Zentrum der Ansprachen steht ein einziges Wort. "Warum?" Ihre Herzen bluten in diesen Tagen, weil Ihnen ein lieber Mensch aus Ihrem Leben gerissen wurde", sagt Kardinal Wetter. Er und Bischöfin Breit-Keßler verweisen auf Jesus, der auch fragte: "Mein Gott, mein Gott, warum hast Du mich verlassen?". Wie Jesus fielen die Verstorbenen, so Wetter, nicht ins Leere, sondern in die Hände Gottes. Breit-Keßler findet auf das Leid "nur die eine verzweifelt-zuversichtliche Antwort: Gott verlässt uns nicht, und er weicht nicht von uns".

Karin Stoiber entzündet dann eine Votivkerze im Altarraum. "Warum haben so viele Menschen - gerade so viele junge Menschen - warum haben sie so jäh den Tod gefunden. Als Vater von drei Kindern und Großvater von drei Enkeln habe ich mir diese Frage auch gestellt, als ich vor dem entsetzlichen Trümmerfeld der Eissporthalle stand", fragt ihr Mann anschließend in seiner kurzen Ansprache. Neben Worten des Mitgefühls findet er, wie nach ihm Landrat Georg Grabner und Oberbürgermeister Wolfgang Heitmeier, auch Worte des Dankes für die Helfer. Im Vordergrund steht jedoch die Solidarität mit den Angehörigen. Der 2. Januar 2006 werde nicht nur als schwarzer Tag in die Geschichte dieser Region eingehen, "sondern auch als schwarzer Tag für das ganze Land".

© SZ vom 11.1.2006 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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