Touristenverschleppung:Sechs Entführer erschossen

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Blutige Entwicklung in der Touristenverschleppung im Sudan: Streitkräfte haben nach eigenen Angaben sechs der Entführer getötet.

Tomas Avenarius

Das sudanesische Militär hat angeblich sechs der Entführer erschossen, die eine europäische Touristengruppe gekidnappt haben. Zwei weitere Entführer der elf Touristen, unter ihnen fünf Deutsche, seien festgenommen worden, hieß es offiziell in der sudanesischen Hauptstadt Khartum. Einzelheiten wurden am Sonntagabend nicht bekannt.

Eine Reise in die Wüste hat sich für elf europäische Touristen in einen Alptraum verwandelt (Foto: Foto: AP)

Es hat sich aber offenbar nicht um eine groß angelegte Befreiungsaktion gehandelt: Die 19 Geiseln - die elf Europäer und ihre acht ägyptischen Begleiter - befinden sich angeblich mit dem größten Teil der Entführergruppe in einem weit vom Ort des Schusswechsels entfernten "Versteck" im Tschad.

Die kleinere Entführergruppe wurde Agenturberichten zufolge im Sudan aufgespürt. Die Berichte über den Ort widersprachen sich: Mal hieß es, sie seien nahe der Grenze zum Tschad gestellt worden; mal hieß es, dass sie sich auf dem Weg nach Ägypten befunden hätten. Demzufolge waren die von den sudanesischen Soldaten angegriffenen Entführer nicht mehr in unmittelbarer Nähe der Geiseln. Unklar blieb, wo im Tschad sich die Geiseln befinden sollen. Den Aussagen der beiden verhafteten Entführer zufolge werden sie von mindestens 35 weiteren Geiselnehmern im Tschad in der Region Tabbat Schadschara festgehalten.

Die Reisegruppe aus fünf Deutschen, fünf Italienern und einer Rumänin war vor einer Woche in Südägypten von 20 Geiselnehmern im unzugänglichen Wüstengebiet von Gilf Kebir gefangen genommen worden. Sie bewegt sich seitdem im Dreiländereck zwischen Ägypten, dem Sudan, Libyen und dem ebenfalls nahe gelegenen Tschad.

Die Entführer haben offenbar kein politisches Motiv, sondern sind allein am Lösegeld interessiert. Die Verhandlungen mit ihnen werden von Vertretern der deutschen Botschaft in Kairo und einem Krisenstab in Berlin geführt. Dem Vernehmen nach fordern sie eine Summe zwischen zwei und sechs Millionen Euro.

Identität der Kidnapper noch immer unklar

Den sudanesischen Angaben zufolge hatte das Militär einen Wagen voller Bewaffneter entdeckt. Da das Fahrzeug nicht angehalten habe, sei es verfolgt worden. Bei einem Feuergefecht seien dann sechs der acht Männer umgekommen. Die zwei Überlebenden hätten gestanden, in die Entführung verwickelt zu sein. Das Auswärtige Amt in Berlin konnte die Angaben aus Khartum zunächst nicht bestätigen. Erst am Morgen hatte die sudanesische Regierung mitgeteilt, dass die Entführer die Reisegruppe von Libyen zurück in den Sudan in die Nähe der ägyptischen Grenze gebracht hätten. Den Geiseln gehe es offenbar gut.

Die Reisegruppe war in einer der entlegensten Gegenden Ägyptens entführt worden: Die Touristen und ihre ägyptischen Begleiter waren mit Geländewagen in den Gilf Kebir gefahren, eine Stein- und Sandwüste. Die Identität der Kidnapper ist noch immer unklar: Angeblich soll es sich um eine kriminelle Gruppe aus Ägyptern, Sudanesen und Tschadern handeln. Nach Angaben der sudanesischen Regierung ist einer der erschossenen Kidnapper ein Rebellenführer aus dem sudanesischen Bürgerkriegsgebiet Darfur.

© SZ vom 29.09.2008/ihe - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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