Tiertrophäen:Nashorn unterm Hammer

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In Südafrika werden erstmals seit Jahren Rhinozeros-Hörner verkauft. Die Nashornzüchter vor Ort sind begeistert, Tierschützer empört. Die Auktion ist höchst umstritten.

Von Bernd Dörries, Kapstadt

Etwa alle zwei Jahre werden seine 1500 Tiere betäubt, dann wird ihnen das Horn abgesägt – Züchter Hume nennt das auch „Ernte“. Die liegt mittlerweile bei sechs Tonnen. (Foto: Waldo Swiegers / Bloomberg)

Es ist eine Menge Geld für etwas, das letztlich nichts anderes ist als ein riesiger Fingernagel. Etwa 25 Millionen Dollar könnte John Hume am Ende der Woche reicher sein. Wenn er alle seine 264 Nashorn-Hörner verkauft hat - ganz legal. Das Horn besteht aus Keratin, eben wie ganz gewöhnliche Fingernägel auch. Weil man aber vor allem in China und Vietnam der Ansicht ist, Nashornpulver mache einen Mann erst zum Mann, steigere die Potenz und helfe nach Trinkgelagen gegen den Kater, kann man mit dem Nashornhandel mehr Geld verdienen als mit Drogenschmuggel.

Bis zu 60 000 Dollar bringt ein Kilo auf dem Schwarzmarkt - der in Südafrika keiner mehr ist. Vor genau vier Jahrzehnten wurde der internationale Handel verboten, seit 2009 gilt in dem Staat zunächst auch ein Bann für den innerstaatlichen Handel. Das missfiel vor allem den dortigen Nashornzüchtern. Sie klagten gegen das Verbot und bekamen in der vergangenen Woche schließlich recht.

Etwa 300 Züchter gibt es am Kap, sie sind Teil einer Industrie, die dafür sorgt, dass Touristen die Kulisse zu sehen bekommen, für die sie bezahlt haben. Es ist ein Geschäftszweig aus Piloten, Tierärzten und Züchtern, die mit Nachschub an wilden Tieren ihr Geld verdienen. Etwa 80 Prozent der weltweit noch verbliebenen Nashörner leben in Südafrika. Knapp die Hälfte der 20 000 Tiere gehören Züchtern, unter denen wiederum John Hume der weltweit größte ist. Hume hat schon mit Rinderzucht und Immobilien Geld verdient, das Nashorn aber ist sein ultimatives Spekulationsobjekt.

Züchter John Hume. (Foto: Waldo Swiegers/Bloomberg)

Etwa alle zwei Jahre werden seine 1500 Tiere betäubt, um ihnen das Horn abzusägen, das etwa sechs Zentimeter pro Jahr wächst. Er nennt das "Ernte", über die Jahre hat er so etwa sechs Tonnen Horn angesammelt, die in der Theorie mehrere Hundert Millionen Dollar wert sind. Etwa 500 Kilogramm darf er nun in einer dreitägigen Online-Auktion verkaufen. Zum Entsetzen von Tierschützern. Zwar darf das Horn nach Angaben der Regierung nur innerhalb von Südafrika verkauft werden, doch daran bestünden große Zweifel.

"Es ist sehr wahrscheinlich, dass die verkauften Hörner in den Schwarzmarkt gelangen und außer Landes geschmuggelt werden", sagt Julian Rademeyer von der Organisation Traffic. In Südafrika gebe es überhaupt keine Nachfrage nach dem Horn. Die Internetseite der Auktion ist auch in einer chinesischen und vietnamesischen Version verfügbar.

Während Gegner der Auktion davon ausgehen, dass der legale Verkauf von Horn die weltweiten Nachfrage noch weiter ankurbeln werde, sieht Züchter Hume sich als Retter einer bedrohten Art. "Das Verbot des Handels hat das Horn immer wertvoller gemacht", sagt er, "ohne das Verbot wäre der Preis nie so weit gestiegen." Und wäre der Preis nicht so hoch, gäbe es keine Wilderer, die Nashörner grausam abschlachten, allein in Südafrika etwa 1000 pro Jahr. Ziel der Züchter ist es, einen legalen Markt für Horn zu schaffen, den sie mit ihren Vorräten befriedigen könnten.

Die südafrikanische Regierung weist hingegen darauf hin, dass kein Horn das Land verlassen dürfe und jeder Käufer eine offizielle Lizenz brauche. Wie man die Kauflizenz erhält, ist aber unklar. Während die Regierung behauptet, nur südafrikanische Bürger kämen als Käufer infrage, hat das Auktionshaus auch Bieter aus dem Ausland zugelassen. Wie viele genau, will Züchter Hume erst am Montag sagen. Dann dürfte er auch um viele Millionen reicher sein.

© SZ vom 25.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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