Tiernamen:Emma, sitz!

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Die Katze von Karl Lagerfeld hieß ursprünglich Guimauve du Blues Daphnée, heute wird sie "Choupette" genannt. Das bedeutet auf Französisch "Süße" - und ist heute vollkommen out. (Foto: choupettesdiary/Instagram.com)

Immer häufiger tragen Haustiere in Deutschland Namen, die man auch an Kinder vergibt. Warum die Zeiten, in denen man Katzen Miezi und Hunde Rex nannte, vorbei sind.

Von Violetta Simon

Ruft jemand Lilly zum Essen, ist nicht immer ein Kind gemeint: Seit Haustiere zur Familie gehören, tragen sie immer häufiger beliebte Kindernamen. Derzeit sind Luna, Bella und Emma bzw. Balou, Bruno und Max bei Hundehaltern besonders beliebt. Katzen heißen Lilly, Luna und Lucy oder Paul, Max und Felix. Zugleich wählen Eltern für ihre Kinder immer häufiger kurze Namen, die sich auch für Hund und Katz eignen: Der Name Max etwa stand 2018 auf Platz eins.

Hasso, Rex, Tessa, Trixie - total over. Früher hörte man ihren Namen an, dass Hunde Haus und Hof zu bewachen hatten. Schon der Ruf nach dem Hund war eine Drohung. Heute übernehmen das Bewachen Alarmanlagen und Videokameras. Der Hund indes hat den Job eingetauscht gegen eine Existenz als Privatier, die Hundehütte gegen ein Design-Liegebett am Ofen. Wobei da häufig bereits die Katze liegt, die - seit der Kühlschrank die Vorräte der Zweibeiner überwacht - ihre Langeweile mit dem Zerkratzen von Möbeln und Sofas statt mit Mäusefangen totzuschlagen versucht.

So wurden aus Tierhaltern Dosenöffner, aus Nutztieren vollwertige Familienmitglieder. Studien zufolge betrachtet fast jeder Zweite seine Hunde und Katzen als Kindersatz. Doch wer will schon Bett und Couch mit einem Wesen teilen, das wie ein Rottweiler heißt - selbst wenn es sich um einen solchen handelt? Wer würde seine Katze gedankenlos Miezi rufen, wie es einst üblich war, weil das Vieh alle drei Monate überfahren und durch eine neue ersetzt wurde? Heute sterben Katzen an Niereninsuffizienz und hinterlassen gigantische Lücken.

Andererseits - das mit den beliebten Namen ist so eine Sache. In einer Schulklasse ist man damit nur einer von vielen. Und wenn jemand nach Max ruft, kommen womöglich nicht nur vier Kinder, sondern auch noch zwei Hunde angelaufen. Der Kater? Hebt nur kurz den Kopf, versteht sich.

© SZ vom 31.01.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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