Texas:Gericht verschiebt Hinrichtung von psychisch Krankem

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  • Die Hinrichtung des mutmaßlich psychisch kranken Scott Panetti in den USA wurde in letzter Minute aufgeschoben.
  • Ein US-Berufungsgericht will nun kurzfristig aufgekommene juristische Fragen prüfen.

Aufschub in letzter Minute

Ein US-Berufungsgericht hat die Hinrichtung eines mutmaßlich psychisch kranken verurteilten Mörders in letzter Minute aufgeschoben. Das Gericht wolle kurzfristig aufgekommene juristische Fragen klären, hieß es aus Washington.

Die Exekution von Scott Panetti war für den Abend im Staatsgefängnis von Huntsville in Texas geplant gewesen. Seine Anwälte hatten betont, Panetti sei psychisch schwer krank - und deshalb um einen Aufschub gebeten, um weitere psychologische Tests durchzuführen. Der heute 56-Jährige habe schon als Teenager Zeichen von Psychosen aufgewiesen und Schizophrenie entwickelt. Die Staatsanwaltschaft argumentiert, Panetti täusche seine Krankheit nur vor.

Hinrichtung psychisch Kranker völkerrechtlich tabu

In dem Prozess 1995 in Texas verteidigte sich Panetti selbst, erschien im Cowboy-Kostüm mit Riesenhut und wollte Präsident John F. Kennedy, den Papst und Jesus Christus als Zeugen vorladen. Er wurde dennoch schuldig gesprochen, seine Schwiegereltern mit einem Jagdgewehr erschossen zu haben - vor den Augen seiner Frau und seiner dreijährigen Tochter.

Bereits vor einigen Jahren sollte Panetti hingerichtet werden, doch der Oberste Gerichtshof stoppte kurz vorher die Exekution - das zuständige Gericht habe ein Urteil von 1986 fehlerhaft ausgelegt, hieß es damals. Dem Urteil zufolge ist die Hinrichtung eines geistig kranken Menschen in den USA nur erlaubt, wenn dieser den Zusammenhang zwischen seiner Tat und dem Todesurteil versteht. Sein Fall wurde zurückverwiesen und Panetti erneut untersucht. 2008 entschied ein Gericht schließlich erneut, er könne hingerichtet werden.

Der Fall hat viel Aufsehen erregt: Die Hinrichtung psychisch Kranker und geistig Behinderter gilt völkerrechtlich als tabu. In mehreren Resolutionen hat die UN-Menschenrechtskommission diese Praxis verurteilt. Im Fall von Panetti haben etwa 100.000 Menschen eine Petition unterzeichnet, damit der republikanischr Gouverneur Rick Perry das Todesurteil in eine lebenslange Haftstrafe umwandelt - unter ihnen auch der frühere Präsidentschaftskandidat Ron Paul.

© Süddeutsche.de/dpa/fued - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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