Sania Mirza, muslimische Tennisspielerin aus Indien, ist in ihrem Land wegen "Beleidigung der nationalen Ehre" angeklagt worden.
Die 31. der Weltrangliste war Anfang des Jahres bei einem Team-Wettbewerb in Perth fotografiert worden, wie sie sich jenseits des Platzes vor dem abschließenden Mixed ausruhte - Beine hochgelegt, die nackten Füße scheinen eine indische Landesflagge zu berühren.
Ultra-Nationalisten beschuldigen die Spielerin, sich respektlos verhalten zu haben. Einer der Ankläger wurde in indischen Zeitungen mit den Worten zitiert: "Sania ist ein internationaler Star, die in ihrer Heimat viele Menschen durch ihr Verhalten beeinflussen kann. Wenn nun niemand wegen ihrer Beleidigung einschreitet, wird bald niemand mehr Indiens Ehre bewahren." Im schlimmsten Fall droht Mirza, die sich in Melbourne auf die Australian Open vorbereitet, eine Gefängnisstrafe bis zu fünf Jahren.
Unwürdige Kleidung, grundlose Beschuldigungen
Mirza, eine der populärsten Spielerinnen der Frauentour, ist 21 Jahre jung, stand aber bereits häufiger im Mittelpunkt nationaler Kontroversen, da sie von strenggläubigen Landsleuten immer wieder als schlechtes Beispiel für die Jugend attackiert wird. Vor drei Jahren wurde sie wegen ihrer Auftritte in "unwürdiger Kleidung", sprich: kurzen, beinfreien Sportsachen verklagt.
Über die Klage ist bis heute nicht entschieden. Bald nach jener Beschwerde wurden öffentlich Papptafeln mit Mirzas Bild verbrannt, weil sie sich angeblich für vorehelichen Sex ausgesprochen hatte.
Die Beschuldigungen erwiesen sich rasch als grundlos, aber da hatte sich die Empörung bereits in vielen indischen Köpfen festgesetzt.
Bild womöglich nachbearbeitet
Die Spielerin schweigt bislang zum neuen Fall. Mirzas Manager Mahesh Bhupathi sagte dafür in Melbourne der Tageszeitung The Australian, die Vorwürfe seien haltlos.
"Es wird behauptet, Sania liebe ihr Land nicht. Nichts könnte weniger wahr sein: Sie hat eine sechsstellige Antrittsprämie bei einem Turnier abgelehnt, um zur gleichen Zeit kostenlos in Perth ihr Land zu vertreten."
Bevor irgendetwas juristisch in Gang kommt, muss nun klargestellt werden, ob die Fotografie nicht nachträglich bearbeitet worden ist. Augenzeugen beteuern, die Fahne habe deutlich weiter von Mirza entfernt gestanden, als es das Bild suggeriere.
Deshalb, sagte ein Anwalt der Indian Mail Today, könne Sania Mirza beruhigt durchatmen - jedenfalls für den Moment.