Teneriffa:Flugzeugunglück vor 30 Jahren

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Am 27. März 1977 ereignete sich das schlimmste Unglück der zivilen Luftfahrt: Zwei Jumbojets krachten auf Teneriffa ineinander. 583 Menschen starben bei dem Unfall.

Jens Flottau

Am Ende war es missverständliches Englisch, das die Katastrophe auslöste. "We are at take-off", funkte die KLM-Besatzung aus dem Cockpit in den Tower und meinte, sie beginne jetzt mit dem Start.

Särge mit Opfern des Flugzeugunglücks stehen am 4. Juni 1977 in einem Hangar des Flughafens in Santa Cruz auf Teneriffa. Bei der Kollision eines Jumbo-Jets von KLM und einer Pan-Am-Maschine gleichen Typs auf Teneriffa wurden 583 Menschen getötet. (Foto: Foto: ap)

Der spanische Fluglotse verstand aber, dass die Boeing 747 den Startpunkt am Ende der Bahn erreicht habe und auf die Freigabe warte. Das Sprachwirrwarr war Teil einer langen Serie von Kleinigkeiten, die das bislang größte Flugzeugunglück auslöste.

Am 27.März 1977 kollidierte die Boeing 747 der KLM während des Starts mit einer weiteren 747 der Pan American. 583 Menschen kamen ums Leben, 61 konnten sich aus dem Pan Am-Wrack retten und überlebten. An diesem Dienstag jährt sich das Unglück zum 30. Mal, in Teneriffa wird zum Gedenken an die Opfer ein Denkmal errichtet.

Beide Maschinen sollten eigentlich gar nicht nach Teneriffa fliegen, sondern nach Gran Canaria. Der KLM-Flug 4805 war ein Charterdienst, der Urlauber von Amsterdam auf die Kanaren bringen sollte. An Bord der Pan Am 1736 waren 396 meist ältere Passagiere, die von Los Angeles und New York zu einer Kreuzfahrt gebracht wurden.

Doch an diesem Tag explodierte im Terminal des Flughafens Gran Canaria eine kleine Bombe, alle anfliegenden Maschinen wurden auf benachbarte Plätze umgeleitet. Die beiden 747 mussten wie viele andere auf dem Flughafen Los Rodeos von Teneriffa landen.

Nachdem Gran Canaria wieder geöffnet wurde, durfte der KLM-Jumbo zum Startpunkt rollen und hinter ihm die Pan Am-Maschine. Weil die Rollwege mit anderen wartenden Maschinen blockiert waren, mussten sie eine Strecke über die Startbahn fahren.

Menschliches Versagen

Zwischenzeitlich war dichter Nebel aufgezogen, durch den die Sicht stark eingeschränkt war. Die KLM-Crew befand sich unter Zeitdruck; wegen der Umleitung drohte sie ihre Dienstzeit zu überschreiten und nicht mehr nach Amsterdam zurückkehren zu dürfen.

In dieser Situation beging Kapitän Louis Veldhuyzen van Zanten laut Unfallbericht schwerwiegende Fehler. Er begann den Startlauf, obwohl die Lotsen nur Informationen über die Route, nicht aber die Freigabe übermittelt hatten.

Bedenken des Co-Piloten Klaas Meurs wischte er beiseite. Immer noch wäre das Unglück da zu verhindern gewesen. Denn die Pan-Am-Besatzung funkte auf der gleichen Frequenz, die auch die KLM nutzte, die Information, dass sie sich mit ihrer Maschine noch auf der Startbahn befänden.

Der Tower wies van Zanten und Meurs an, auf die Freigabe zu warten. Die beiden Funksprüche überlagerten sich jedoch und waren daher beide unverständlich. Nun war die Katastrophe nicht zu verhindern. Im letzten Moment entdeckte van Zanten den Pan Am-Jumbo vor sich, der noch mit dem Heck auf die Startbahn ragte.

Er riss die Flugzeugnase hoch, konnte aber nicht schnell genug abheben. Kurz nach der Kollision explodierte der Jumbo, in dem alle 248 Menschen starben. Die 61 Pan Am-Passagiere, die den Unfall überlebten, saßen im vorderen Teil des Jumbos. Auch die Piloten entkamen.

© SZ vom 27.03.2007 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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