Suche nach Malaysia-Airlines-Flugzeug:"Der unzugänglichste Ort der Welt"

Lesezeit: 3 min

Mit Flugzeugen und Schiffen suchen die Einsatzkräfte im Indischen Ozean nach Wrackteilen der verschwundenen Boeing 777-200. Die Mission ist alles andere als einfach - was nicht nur daran liegt, dass der Suchkorridor Tausende Kilometer vom Festland entfernt ist.

"Es ist der wohl unzugänglichste Ort der Welt, den man sich vorstellen kann" - die Worte, mit denen der australische Premier die Stelle im südlichen Indischen Ozean beschreibt, an der die Einsatzkräfte nach der vermissten Malaysia-Airlines-Maschine suchen, machen wenig Mut. Immer mehr Flugzeuge und Schiffe machen sich auf den Weg zu dem Gebiet 2350 Kilometer südwestlich der australischen Stadt Perth. Satellitenbilder hatten dort zuvor zwei Objekte im Wasser gezeigt, bei denen es sich möglicherweise um Wrackteile der Maschine handeln könnte, die am 8. März mit 239 Menschen an Bord verschwunden ist.

Die Suche:

Das norwegische Frachtschiff St. Petersburg ist bereits in der Region eingetroffen, um bei der Suche zu helfen. China schickt unter anderem den Eisbrecher Xuelong (Schneedrache). Das Schiff fülle in Australien seinen Proviant auf und fahre dann in den südlichen Indischen Ozean, teilte die amtliche chinesische Nachrichtenagentur Xinhua am Freitagmorgen mit. Drei Schiffe der chinesischen Marine sind bereits unterwegs, zwei weitere sollen bald in See stechen.

Australien setzt fünf Flugzeuge ein, drei davon vom Typ Lockheed P-3 Orion. Sie sind nach Angaben des Herstellers mit Radar, Sonar und Infrarot-Sensoren ausgestattet und können mit Hilfe eines Magnetdetektors Objekte bis 300 Meter Wassertiefe orten. Die US-Marine will sich unter anderem mit einer Boeing P-8A Poseidon, einem der modernsten Aufklärungs- und U-Boot-Jagdflugzeuge, beteiligen. Einen Gesamtüberblick über die an der Suchaktion beteiligten Flugzeuge hat das Wall Street Journal aufbereitet:

Plattform X

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von X Corp. angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von X Corp. angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Die Schwierigkeiten:

  • Wetter und Wellengang: Die Sicht im Suchgebiet sei auch am zweiten Tag des Einsatzes schlecht, berichtet die australische Seesicherheitsbehörde (Amsa). Bereits kurz nach dem Beginn der Mission am Donnerstag hatte das australische Militär seine Bemühungen vorübergehend unterbrechen müssen. Meteorologen bezeichnen das Wetter in der Gegend als unvorhersehbar, vor allem in dieser Zeit des Jahres. Auch der hohe Wellengang von durchschnittlich etwa fünf Metern macht die Suche nicht einfacher.
  • Lage im Indischen Ozean: Das Gebiet, das die Einsatzkräfte absuchen, liegt 2350 Kilometer südwestlich der australischen Stadt Perth - eine Gegend, über die es kaum Informationen gibt. Sogar Satelliten fliegen nur verhältnismäßig selten über diesen entlegenen Teil des Indischen Ozeans. Suchflugzeuge brauchen aus Australien mindestens drei Stunden, um dorthin zu gelangen. Dann reicht der Treibstoff für zwei Stunden Suche, bevor sie wieder nach Perth zurückkehren müssen. Zwischen der Bekanntgabe der Koordinaten und dem Eintreffen des ersten Schiffes - eines norwegischen Frachters, der nicht speziell für die Suche ausgerüstet ist - vergingen Stunden. Das australische Marineschiff HMAS Success, das über die passende Ausstattung verfügt, um Objekte zu bergen, wird mehrere Tage brauchen, bis es an der Fundstelle angekommen ist.
  • Starke Strömung: Die Zeit, die verstreicht, bis Schiffe in der Gegend ankommen, ist auch wegen der starken Strömung von Bedeutung. Die australischen Satellitenbilder waren beim Zeitpunkt ihrer Veröffentlichung bereits vier Tage alt, allein in dieser Zeit können die abgebildeten Objekte Dutzende Kilometer abgetrieben sein - und niemand weiß, in welche Richtung. Das Suchgebiet steht unter dem Einfluss eines sogenannten Ozeanwirbels. Dieser ist wenig erforscht. Er könnte mögliche Wrackteile über den Indischen Ozean nach Norden treiben. Gleichzeitig ist auch ein Abdriften nach Osten möglich.
  • Wassertiefe: Das Meer in der Region ist bis zu 4000 Meter tief. Das erschwert nicht nur die Suche, es würde auch die Bergung zu einem extrem schwierigen Unterfangen machen.

"Es ist jetzt eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen, und nicht mehr die Suche in einem Feld von Heuhaufen", zitiert der britische Guardian den Meeresstromexperten Simon Boxall. Flugzeuge und Hubschrauber können selbst bei optimalen Wetterbedingungen und ruhiger See nur einen fünf bis zehn Kilometer breiten Korridor überblicken. Und dann stellt sich immer noch die Frage, ob es sich bei den Trümmern auf den Satellitenbildern tatsächlich um Wrackteile des gesuchten Flugzeugs handelt. Dem australischen Premier Abbott zufolge kann es sich schließlich "auch um Container handeln, die von einem Schiff gefallen sind".

Linktipps:

Die aktuellen Entwicklungen bildet beispielsweise der CNN-Newsticker ab.

Warum uns das Verschwinden der Boeing 777-200 nicht loslässt: Ein Kommentar von SZ-Redakteur Jan Heidtmann.

© Süddeutsche.de/dpa/AFP/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: