Studie von Tierschützern:Internet-Handel mit bedrohten Tieren wächst deutlich

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Hübsch verpackt für den asiatischen Markt: Elfenbein, das beim Zoll in Frankfurt am Main sichergestellt wurde. (Foto: Boris Roessler/dpa)
  • Im Internet gibt es einer Untersuchung des Internationalen Tierschutz-Fonds (Ifaw) zufolge immer mehr Angebote an bedrohten Tierarten.
  • In mehr als der Hälfte der Fälle werden lebende Tiere angeboten, ansonsten Wildtierteile oder -produkte.
  • Neben Elfenbein werden besonders häufig Reptilien- oder Reptilienprodukte angeboten.

Wachsende Zahl an Internet-Angeboten zu bedrohten Tierarten

Im Internet boomt nach Auskunft von Tierschützern das Geschäft mit bedrohten Tierarten. Bei einer sechswöchigen Untersuchung von 280 Internet-Plattformen in 16 Ländern, deren Ergebnisse heute veröffentlicht wurden, entdeckte der Internationale Tierschutz-Fonds (Ifaw) nach eigenen Angaben 9482 Verkaufsanzeigen mit insgesamt 33 006 Angeboten an bedrohten Wildtieren, Wildtierteilen oder -produkten.

Bei einer Recherche 2008 waren 7000 Angebote auf 183 Plattformen in elf Ländern gefunden worden. Der Gesamtwert aller jetzt endeckten Angebote betrug etwa 7,8 Millionen Euro. Allein in Deutschland ermittelten die Tierschützer auf 13 Internet-Portalen 1666 Anzeigen zu 4837 geschützten Tieren oder Tierprodukten.

Der Online-Handel erhöhe die Bedrohung ohnehin gefährdeter Arten und ermögliche es kriminellen Händlern, "unauffällig und anonym ihrem blutigen Geschäft nachzugehen", sagte Robert Kless, Kampagnenleiter für Wildtierhandel beim Ifaw-Deutschland.

Welche Tierarten angeboten werden

Angeboten wurden "Elfenbeinschnitzereien, Mäntel aus Leoparden- oder Ozelotfell, Adler und Uhu-Federn, Tigerkrallen und insbesondere auch lebende Reptilien wie geschützte Schildkröten und exotische Vögel", schreibt Kless in einem Blogbeitrag zur Studie.

In etwa einem Drittel der Fälle wurde Elfenbein oder mutmaßliches Elfenbein zum Kauf angeboten. Ein weiteres Viertel der entdeckten Angebote bezog sich auf Reptilien oder Reptilienprodukte. Fast ebenso häufig wurden Vögel - Papageie, aber auch Tukane, Kolibris oder Greifvögel - zum Kauf angeboten. Auch mit Großkatzen oder Großkatzenteilen wird gehandelt, beispielsweise von Tigern, Leoparden oder Luchsen. Viele Angebote gab es auch für Primaten sowie für Flusspferdprodukte.

In 54 Prozent der Anzeigen wurden lebende Tiere angeboten, in 46 Prozent der Anzeigen wurden Wildtierteile und -produkte angeboten.

Verstoß gegen artenschutzrechtliche Bestimmungen?

Alle gefundenen Arten sind der Studie zufolge im Washingtoner Artenschutzübereinkommen (Cites) in Anhang I oder II gelistet. Diese Tiere oder Produkte dürfen nicht oder nur mit behördlicher Genehmigung gehandelt werden.

Bei einem Großteil der Anzeigen sei es nicht möglich, mit Gewissheit zu sagen, ob alle artenschutzrechtlichen Bestimmungen eingehalten werden, sprich ob das Angebot legal ist, schreibt Kless. Meist fehlten Belege. Vor diesem Dilemma stünden natürlich auch potenzielle Käufer, Online-Marktplatz-Betreiber und Vollzugsbehörden.

Mehr als 1100 Angebote leitete der Tierschutz-Fonds an die Strafverfolgungsbehörden weiter. Um illegalen Online-Handel mit geschützten Tierarten zu unterbinden, fordert die Organisation, dass Gesetze überprüft und angepasst werden. Die Betreiber der Websites sollten ihre Filter verbessern.

© Süddeutsche.de/dpa/gal - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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