Stilkritik:Verkleidungen

Ein Klettverschluss zeichnet sich dadurch aus, dass er einfach zu öffnen ist. Denkt man. Doch hin und wieder kann diese Erfindung auch zur Waffe werden.

Von Michael Neudecker

Ein Klettverschluss zeichnet sich dadurch aus, dass er einfach zu öffnen ist, es sei denn, er kommt aus dem Hause Ikea. Dann kann er zur gefährlichen Waffe werden, vor allem, wenn er zum Befestigen von Verkleidungen benutzt wird, am Hals. Ja: Am Hals! Leute, seid ihr wahnsinnig? Gleich drei Kinder haben sich wegen dieser Fahrlässigkeit am Hals verletzt, weil sich der Klettverschluss des Fledermaus-Umhangs aus der "Lattjo"-Serie nicht öffnen ließ. Drei verletzte Kinder, nur, weil sie sich verkleiden wollten! Verkleidungen sind eine schöne Sache, aber, bitte: Klettverschluss am Hals! Man hat es als Eltern heutzutage doch schwer genug, die Lebensgefahr im Kinderzimmer besteht durch Bobbycars, Märklin-Eisenbahnschienen und anderes Höllenzeug permanent. Klar, Ikea hat die Umhänge jetzt zurückgerufen, das ist ein erster Schritt. Aber der Konzern hat nichts daraus gelernt. Immer noch erhältlich in der "Lattjo"-Serie, ohne Gefahrenhinweis, auch noch illustriert mit völlig unangemessen gut gelaunten Kinderfotos: Fledermaus-Krallen (Krallen!), oder auch ein Adlerkostüm (spitzer Schnabel!!). Wünschen wir uns, dass die schwedischen Gefährder nie dahinterkommen, dass viele Kinder es lieben, Ritter zu spielen.

© SZ vom 07.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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