Stilkritik:Perfekte Trennung

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Helene Fischer und Florian Silbereisen in Zeiten, in denen sie noch als Liebespaar glücklich waren. (Foto: dpa)

Helene Fischer und Florian Silbereisen machen bei ihrer Trennung als Liebespaar vor, wie das geht: Schlussmachen im Heile-Welt-Milieu. Und zwar auch noch so, dass die Trennung zugleich Karrierechance und PR-Coup ist.

Von Violetta Simon

Wenn eine Beziehung den Punkt erreicht, an dem Trennung die bessere Entscheidung ist, stehen drei Fragen im Raum: 1. Wie findet man die richtigen Worte ("Du hast was Besseres verdient/Es liegt nicht an dir!")? 2. Wann ist der richtige Zeitpunkt (Vor oder nach Weihnachten, morgens, mittags, abends?) 3. Wie regelt man die Sache so, dass beide, eventuell auch die Kinder, möglichst wenig leiden ("Wir bleiben Freunde/Wir sind beide für euch da")?

Die Antworten kann man von Paartherapeuten, Mediatoren oder Trennungsratgebern erfragen. Oder man orientiert sich an prominenten Musterpaaren. Da sind perfekte Trennungen und öffentliche Respektbekundungen direkt nach Bekanntgabe der Trennung ja Standard. Wer jetzt an Gwyneth Paltrow und Chris Martin denkt, die ihre bewusste Entpaarung ("Conscious Uncoupling") zelebriert haben, ist total hinterher. Trennung als Chance für die Beziehung kann mittlerweile jeder: Jennifer Garner begleitet ihren Ex Ben Affleck in die Entzugsklinik. Cameron Diaz und Justin Timberlake, längst Kumpels, stehen gemeinsam vor der Kamera. Und Orlando Bloom sagt über seine Ex Miranda Kerr: "Wir sind keine Freunde, wir sind Familie."

Doch Trennung als Karriere-Chance, das ist die Kür. So geht PR! Auf Facebook und Instagram beantworten Helene Fischer und Florian Silbereisen die drei Trennungsfragen, indem sie 1. die richtigen Worte finden ("Wir sind als Freunde noch enger zusammengewachsen"), 2. den richtigen Zeitpunkt wählen (kurz vor der großen Fischer-Weihnachtsshow) und 3. dafür sorgen, dass die Fans nicht unnötig leiden ("Wir möchten irgendwann unsere erste gemeinsame TV-Show präsentieren!"). Keine Frage, die beiden schätzen sich dermaßen, dass sie sich vermutlich wundern, warum sie sich überhaupt getrennt haben. Alles perfekt also. Genau der Stoff, aus dem Schlager sind.

© SZ vom 21.12.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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