Stilkritik:Fußballergehälter

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Der Fußballprofi Leo Messi hat im vergangenen Jahr ganze 65 Millionen Euro verdient, Mario Götze als am besten bezahlter deutscher Kicker immerhin noch stolze 16,9 Millionen. Ein Wahnsinn? Ach was.

Von Michael Neudecker

Jetzt kommen sie bestimmt wieder alle daher und regen sich furchtbar auf, singen Scheißmillionäre und wasweißichnochalles. Bitte, ja, kann man schon machen, man kann fragen, ob es okay ist, dass ein 27-Jähriger ohne Frisur fürs Hinter-dem-Ball-herlaufen 65 Millionen Euro im Jahr bekommt; jedenfalls hat das gerade das französische Fachblatt für Fußballergehälter France Football ausgerechnet. Oder ob es angeht, dass ein 30-jähriger Gockel mit Stollenschuhen 54 Millionen kriegt, oder ein gerne gegelter Jüngling - übrigens auf Rang 20 der erste Deutsche auf dieser Liste - immer noch 16,9 Millionen. Ja, freilich, kann man schon drüber reden, aber das eine lass dir gesagt sein: Ein Leo Messi hat einen Job, bei dem er jeden Tag schwitzt, JEDEN TAG! Ein Cristiano Ronaldo ist sich nicht zu schade, jedem ein Autogramm aufs Papier zu zaubern, der es will, und zwar jederzeit, auch dann, wenn er grad überhaupt keine Lust dazu hat! Und ein Mario Götze () kann sowieso Dinge, die kein anderer kann, ein Siegtor im WM-Finale schießen zum Beispiel, und nebenbei ist der Mann bei der WM durchschnittlich 12,66 Kilometer gelaufen pro 90 Minuten, mehr als jeder andere Deutsche. Scheißmillionäre? Ach, hör doch auf. Schwitzen, schreiben, rennen, so schaut der Alltag von so einem Fußballer aus, und wenn dann einer mal beim Autofahren in eine Polizeikontrolle kommt, steht das gleich in der Bild. Ein Messi kann außerdem nichts dafür, dass sein Arbeitgeber, der FC Barcelona, offenbar im Geld ertrinkt, 480 Millionen Euro Einnahmen 2014. Ist doch nur fair, dass die wichtigsten Angestellten entsprechend bezahlt werden, oder nicht? Und merk dir noch eins: Ein Messi bettelt nicht um das Geld, genauso wenig ein Ronaldo, und ein Götze sowieso nicht. Das Geld ist einfach da, ist einfach drin im Markt, wie wir Wirtschaftler sagen, weil es da reingepumpt wird, von den Fernsehsendern, den Sponsoren. Und, ja: von dir.

© SZ vom 26.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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