Stilkritik:Die Schuluniform

Schon praktisch, so ein Einheitslook: Kein Schüler ist mehr neidisch auf die Markenklamotten des Banknachbarn. Und wenn nun die Uniform von Armani ist?

Von Violetta Simon

Schuluniformen, das ist bekannt, bringen das Beste im Schüler zum Vorschein. Mobbing, Vandalismus, Unpünktlichkeit - all das weicht einem kollektivem Pflichtbewusstsein, aus Schlendrian wird Disziplin. Vor allem aber soll der Einheitslook Diskriminierung und Label-Neid beenden. Wenn alle das Gleiche tragen, kann sich der Schüler viel besser auf den Unterricht konzentrieren, statt sich zu fragen: Wie kann sich der Banknachbar die Nike-Sneaker leisten? Eine gute Frage, die sich neuerdings die Schüler der öffentlichen Taimei-Grundschule in Tokio stellen dürfen. Und deren Eltern. Denn die Schule im vornehmen Ginza-Viertel will Designer-Schuluniformen einführen. Von Armani, 600 Euro pro Set. Das ist konsequent: Bildung war immer Luxus, das darf man ruhig sehen. Die Entscheidung hat sich die Schule nicht leicht gemacht, schließlich standen auch Burberry, Chanel oder Hermès zur Auswahl. Das Ergebnis: schwarz-weiß, Bundfalte, Kurzarmhemd, Käppi (). Der Schnitt: stylisher als Rentnerklamotte. Die Reaktionen der Eltern: verhalten bis entgeistert. Der Direktor, ganz Mensch, versichert, dass keine Pflicht besteht, nur eine Empfehlung. Was zwar den Sinn der Uniform ad absurdum führt. Aber hey, so ist das Leben. Wer nicht mithalten kann, leistet sich Billigkopien "Made in Taiwan". Und hofft, dass die Armani-Fraktion nicht vergisst, dass das Tragen von Schuluniformen Mobbing vorbeugt.

© SZ vom 19.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: