Staufen:Zweiter Betreuer von Pfadfindern unter Missbrauchsverdacht

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  • In Staufen ist ein 41-Jähriger festgenommen worden, weil er vier Jungen sexuell missbraucht haben soll.
  • Der Mann war schon einmal wegen Kindesmissbrauchs angeklagt, wurde aber freigesprochen.
  • Gegen einen zweiten, 27-jährigen Tatverdächtigen wird ermittelt.

Ein zweiter Betreuer von Pfadfindern in Staufen steht im Verdacht des sexuellen Kindesmissbrauchs. Dem 27 Jahre alten Mann werde vorgeworfen, ein Mädchen mehrfach sexuell missbraucht zu haben, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in Freiburg mit. Der Mann schweige zu dem Vorwurf, einen Haftbefehl gebe es nicht. Die Taten liegen den Ermittlern zufolge sechs und sieben Jahre zurück. Das Mädchen war damals 13 und 14 Jahre alt.

Die Polizei hat vor wenigen Tagen bereits einen 41 Jahre alte Mann in Staufen festgenommen, er sitzt in Untersuchungshaft. Ihm wird vorgeworfen, vier Jungen im Alter von acht bis 14 Jahren sexuell missbraucht zu haben. Die Taten sollen zwischen 2009 und 2018 stattgefunden haben. Zwei der Opfer soll der Mann in seiner Funktion als ehrenamtlicher Betreuer der Pfadfinder kennengelernt haben, die beiden anderen durch Freizeitaktivitäten.

"Er hat sich die Kinder gezielt ausgesucht", sagte Chefermittler Mathias Kaiser. Er habe sie unter Druck gesetzt und sie jeweils bis zu 400 Mal sexuell missbraucht. "Es kam pro Opfer zu mehreren Übergriffen wöchentlich." Die Kinder seien bis heute schwer traumatisiert, sie litten unter "enormen, psychischen Belastungen".

Die Ermittler kamen auf die Spur des Verdächtigen, nachdem die Mutter eines heute 17-Jährigen Anzeige erstattet hatte. Zu den Vorwürfen habe sich der Mann bislang nicht geäußert. Die Ermittler schließen nicht aus, dass es weitere Opfer gibt.

Gegen den 41-Jährigen war in den Jahren 2004 bis 2007 schon einmal wegen Kindesmissbrauchs ermittelt worden. "Es stand damals Aussage gegen Aussage", sagte Staatsanwältin Nikola Novak. Der Mann wurde freigesprochen. Ungeachtet des damaligen Verfahrens arbeitete er bis vor mehreren Jahren bei der evangelischen Kirche, die Träger der Pfadfindergruppe ist. Dort betreute der Mann Kinder. Gegen die Kirche oder das Jugendamt werde nicht ermittelt, da es keine Hinweise auf Fehler gebe, so die Polizei. Die betroffene evangelische Kirchengemeinde kündigte an, den Fall aufklären zu wollen.

Die Prävention bei den Pfadfindern sei bereits fest verankert, sagte Vorstandsmitglied Joschka Hench. So müssten Betreuer Fortbildungen besuchen, zudem gebe es für Opfer Hilfsangebote. Bei Übergriffen würden Täter und Verdächtige aus dem Verband ausgeschlossen, so werde sichergestellt, dass sie nicht an anderer Stelle im Verband erneut tätig werden könnten.

Staufen, eine knapp 8300 Einwohner zählende Stadt südlich von Freiburg, war zuletzt durch den jahrelangen Missbrauch eines Kindes überregional in den Schlagzeilen. Ein heute zehn Jahre alter Junge war von seiner Mutter und ihrem Lebensgefährten Männern zum Vergewaltigen überlassen worden. Mit diesem Verbrechen habe der jetzige Fall aber nicht zu tun, so die Ermittler.

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