Der thailändische Kronprinz Maha Vajiralongkorn liebt Bayern und findet den Starnberger See offenbar besonders reizvoll. Nun wurde er im einstigen Fischerdorf Tutzing fündig: Hier kaufte der 63 Jahre alte Prinz die herrschaftliche und denkmalgeschützte "Villa Stolberg" an der Hauptstraße. Hohe Hecken schützen vor neugierigen Blicken auf das parkähnliche Anwesen. Das zauberhafte Areal ist 5600 Quadratmeter groß, hat alte Bäume und direkten Zugang zum See mit eigenem Steg.
Dem Vernehmen nach soll Maha Vajiralongkorn einer Tutzinger Familie für seinen neuen Sitz um die zwölf Millionen Euro gezahlt haben - sein Vermögen wird auf mehrere Milliarden Euro geschätzt. Die Villa befindet sich in guter Nachbarschaft zu den Anwesen der Musiker Peter Maffay und Leslie Mandoki ( Dschingis Khan).
Drei Ehen, sieben Kinder
Im Königreich Thailand beurteilt man den Lebenswandel des Kronprinzen (drei Ehen, sieben Kinder) durchaus skeptisch. Die Lage im Land, das nach dem Militärputsch vom 22. Mai 2014 einige Zeit unter Kriegsrecht stand, wird beeinflusst durch die Ungewissheit darüber, wer seinem Vater König Bhumibol Adulyadej, 88, nachfolgen könnte. Bereits im Jahr 1972 war Maha Vajiralongkorn als Thronfolger designiert worden. Mehr Rückhalt im Volk dürfte allerdings dessen jüngere Schwester Maha Chakri Sirindhorn, 61, haben, eine angesehene Historikerin, die sich im Land in zahlreichen sozialen Projekten engagiert. Allerdings hat sie keine Kinder, was einige als Nachteil für den Thron auslegen. Ein öffentlicher Diskurs ist schwierig, das Lèse-Majesté-Gesetz sieht für Kritik an der thailändischen Königsfamilie Gefängnisstrafen von bis zu 15 Jahren vor.
In Tutzing nun sorgen der neue Bürger, seine 32-jährige Lebensgefährtin Suthida (laut Bild eine ehemalige Stewardess) und Hund Foo Foo für Gesprächsstoff. So erinnert sich der Tutzinger Makler Andreas Botas an einen Anruf aus der thailändischen Botschaft in Berlin. Damals hatte es noch geheißen, ein "Geschäftsmann" habe Interesse an einem großen Anwesen am südöstlichen Ufer des Starnberger Sees.
Der Interessent - wie sich herausstellte: der Kronprinz - sei später in einem weißen Porsche vorgefahren. Er sei mit einer modischen Jeans mit Rissen bekleidet gewesen und habe ein bauchfreies T-Shirt und eine schwarze Lederjacke getragen, so erinnert sich Botas. "Er war sehr angenehm und überhaupt nicht angeberisch." Begleitet hätten ihn 20 Leute in acht Kleinbussen: Leibwächter, Mitarbeiter, Frauen. Am Ende habe sich der Kronprinz dann für das Ufergrundstück in der 9500-Einwohner-Gemeinde Tutzing entschieden.
Seine Lebensgefährtin Suthida, so beobachteten deutsche Medien, habe zuletzt in München gewohnt. Der Kronprinz selbst sei in Bayern immer wieder "beim Pflücken von Erdbeeren" oder dem "Besuch von Gartencentern" beobachtet worden.
Offene Kamine, Kachelöfen und eine Bibliothek
Die Villa Stolberg verfügt über eine Wohnnutzfläche von 1400 Quadratmetern und mindestens 15 Zimmer. In einer Verkaufsanzeige von 1994 wurde damit geworben, dass offene Kamine, Kachelöfen und eine Bibliothek zum Ambiente gehörten. Der Erwerber könne aus dem Domizil auch ein Gästehaus, eine Privatklinik, ein Museum oder eine Beautyfarm machen, hieß es in der Chiffre-Anzeige.
Jetzt steht ein Gerüst vor dem Haus, das 1926 erbaut wurde. Betonhandwerker werkeln auf dem schwer einsehbaren Areal. Vor der Toreinfahrt steht eine Dixi-Toilette. Die Tätigkeiten sind auch Tutzings Bürgermeister Rudolf Krug nicht entgangen. "Ich gehe davon aus, dass sich auch der Prinz an die Auflagen für den Denkmalschutz hält", sagt Krug. Der Rathauschef freut sich über den prominenten Neubürger in der Gemeinde, die allerdings finanziell nicht davon profitieren werde. "Ich glaube nicht, dass sein Einkommen bei uns veranlagt wird", meint Krug. Im Juli 2011 war dem Kronprinzen am Münchner Flughafen mal kurzzeitig eine Boeing 737 gepfändet worden - für die vielen Millionen Euro, die Thailand einer deutschen Firma für den Bau einer Autobahn schuldete.
Der Vater von Maha Vajiralongkorn, König Bhumibol, hatte im Jahr 2005 gesagt: "Wenn man sagt, der König darf nicht kritisiert werden, würde das bedeuten, dass der König nicht menschlich ist." Das hatte so noch keiner seiner Vorgänger formuliert. Tutzings Bürgermeister erklärt sich den Zuzug des Kronprinzen jedenfalls so, dass sich der Ruf seiner Gemeinde als "weltoffen und tolerant" bis nach Thailand herumgesprochen habe. Die Nagelprobe für den Ort aber steht noch bevor - sollte der Kronprinz erstmals mit seiner Karawane über die Hauptstraße fahren. Vielleicht am 28. Juli? Da hat der Prinz Geburtstag.