Schweres Nachbeben:Chile kommt nicht zur Ruhe

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Immer wieder Angst und Schrecken: Auch eine Woche nach dem verheerenden Rekordbeben halten die Erschütterungen an. Chile steht vor einer langen Phase des Wiederaufbaus.

Eine Serie schwerer Nachbeben hat die Katastrophenregion in Chile erschüttert. Die Erdstöße erreichten nach Angaben der US-Erdbebenwarte Stärken von bis zu 6,6 und waren damit die schwersten seit dem verheerenden 8,8-Erdbeben vom vergangenen Samstag. Einige bereits beschädigte Gebäude stürzten ganz ein.

Berichte über neue Opfer gab es jedoch zunächst nicht. Die Marine betonte, es bestünde keine Gefahr neuer Tsunamis.

Die zahlreichen Nachbeben - allein elf seit Freitag kurz nach Mitternacht - sind nach Angaben von Experten normal, versetzen die traumatisierten Menschen jedoch immer wieder in Angst und Schrecken und behindern die Hilfe für Millionen Bedürftige.

Das bislang schwersten Nachbeben war auch in der Stadt Concepción zu spüren, wo Panik unter der Bevölkerung ausbrach. Die 500.000-Einwohner-Stadt war am vergangenen Samstag am schlimmsten betroffen.

Im Laufe des Tages wurde auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon in der Hauptsadt Santiago erwartet. Er wollte sich vor Ort ein Bild vom Ausmaß der Katastrophe machen und sich mit Präsidentin Michelle Bachelet sowie deren gewähltem Nachfolger Sebastián Piñera treffen. Die Sozialistin übergibt das höchste Staatsamt am 11. März an den konservativen Unternehmer Sebastián Piñera. Zuvor aber steht steht ein weiterer Staatsbesuch an: Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP) will am Sonntag Santiago besuchen.

Die Überlebenden im chilenischen Katastrophengebiet müssen sich auf einen langen Wiederaufbau einstellen. Chile werde "wieder aufstehen" - aber nicht so schnell, wie manche hofften, sagte die scheidende Präsidentin in einem Radiointerview. Mindestens drei Jahre werde Chile benötigen, um die Folgen von Erdbeben und Tsunami zu beseitigen. "Es wird sehr schwer werden, weiterzumachen", räumte sie ein.

Überhöhte Opferzahlen

In den Wirren der Naturkatastrophe wurden offenbar auch zu hohe Opferzahlen gemeldet. Der chilenische General Bosco Pesse sagte nach Angaben der Tageszeitung La Tercera, in dem Chaos nach dem Erdbeben vom Samstag seien etwa 271 Vermisste irrtümlich auf der Todesliste gelandet. Nach dieser Korrektur liegt die Zahl der gemeldeten Opfer bei 531. Zuvor war von 802 Toten die Rede gewesen.

Michelle Bachelet sagte, wenn es weniger Tote gebe, sei das eine gute Nachricht: "Wir können aber auch nicht ausschließen, dass es mehr sind." Die Regierung hat bisher eine nach Regionen aufgeschlüsselte Liste mit 279 identifizierten Toten veröffentlicht. Bachelet ordnete eine dreitägige Staatstrauer von Sonntag bis Dienstag an.

© AFP/APN/dpa/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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