Schwerer Unfall in Hamburg-Tonndorf:Feuerwehrmann zu Bewährungsstrafe verurteilt

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Die Feuerwehrmänner waren gerade zu einem Einsatz unterwegs, als ihr Löschfahrzeug im Hamburger Stadtteil Tonndorf mit einem Linienbus kollidierte. Zwei Menschen kamen dabei ums Leben, Dutzende wurden verletzt. Der Fahrer des Feuerwehrautos ist jetzt vom Hamburger Landgericht zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.

Der Linienbus reißt eine tiefe Furche in das Grün eines Vorgartens in Hamburg-Tonndorf, knickt Äste um und rollt über Büsche, bis er wenige Meter vor der Terasse eines geklinkerten Einfamilienhauses zum Stehen kommt. Kurz zuvor ist der rot-weiße Bus der Linie 9 gerade aus dem Busbahnhof gegenüber abgebogen, als ihn plötzlich ein Löschfahrzeug der Feuerwehr erfasst und in den Vorgarten schleudert. Zwei Menschen kommen so im Juli 2011 ums Leben, 23 werden verletzt, einige von ihnen schwer.

Die Unfallstelle im Hamburger Stadtteil Tonndorf nach der Kollision eines Linienbusses mit einem Feuerwehrauto im Juli vergangenen Jahres. Der Fahrer des Löschfahrzeuges ist jetzt verurteilt worden. (Foto: dapd)

Jetzt ist der Fahrer des Feuerwehrautos vom Hamburger Landgericht wegen fahrlässiger Tötung und fahrlässiger Körperverletzung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt worden.

Es war der schlimmste Blaulicht-Unfall in der Geschichte der Hansestadt. Auch Stunden nach der Kollision sind im Sommer vergangenen Jahres noch Spuren am Unfallort zu sehen. Ein weißes Stück Stoff weht aus einem zerborstenen Fenster des Busses, eine schwarze Plane ist auf dem Boden ausgebreitet. Wenige Meter daneben steht der Feuerwehrwagen, rundherum liegen Wrackteile auf dem Asphalt.

Hinter den Absperrungen der Polizei hat sich eine Menschentraube gebildet, Nachbarn, Schaulustige und Feuerwehrleute haben sich dort versammelt. Deren Wache liegt nur wenige hundert Meter von der Unfallstelle entfernt. Von dort ist das Löschfahrzeug aufgebrochen. Am Steuer saß ein 28-Jähriger. Auch er hat sich sich bei dem Zusammenprall verletzt, trotzdem hilft er noch anderen Unfallopfern, bis die Rettungskräfte eintreffen.

Gut ein Jahr ist seitdem vergangen. Der junge Feuerwehrmann ist vom Landgericht Hamburg zu einer sechsmonatigen Bewährungsstrafe verurteilt worden. Das hohe Tempo sei fahrlässig gewesen, sagte die Richterin bei der Urteilsbegründung an diesem Dienstag. Nach Darstellung der Staatsanwaltschaft war der Angeklagte mit 63 Stundenkilometern zu schnell in die Kreuzung gefahren.

Auch laut eines Sachverständigen war der 28-Jährige zu schnell. Um von der Seite kommenden Straßenverkehr nicht zu gefährden, hätte der Angeklagte mit maximal 30 Stundenkilometer an die Ausfahrt aus dem Busbahnhof heranfahren dürfen, sagte der technische Sachverständige vor Gericht. Bei der Kollision sei das Feuerwehrauto mit 43 Stundenkilometern gegen den Bus geprallt - obwohl der Fahrer es noch abbremste.

"Damit hat er seine Sorgfaltspflicht verletzt", sagte die Staatsanwältin bei ihrem Plädoyer, in dem sie acht Monate Haft auf Bewährung für den 28-Jährigen forderte. Die Verteidigung plädierte auf Freispruch. "Mein Mandant wurde schicksalhaft in einen Unfall verwickelt, für den er nichts kann", sagte der Verteidiger.

Der junge Feuerwehrmann hatte bis zuletzt vor Gericht geschwiegen. Wegen der psychischen Folgen könne er bis heute keine Einsatzfahrzeuge steuern, sagte sein Anwalt. Der 28-Jährige wolle aber bei der Feuerwehr bleiben.

© Süddeutsche.de/dpa/dapd/vks - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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