Sauna-WM:Heißes Finale

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Saunasitzen ist in Finnland so selbstverständlich wie Essengehen. Die nun startende Sauna-Titelkämpfe sind dort aber nur einer von vielen seltsamen Wettkämpfen.

Gerhard Fischer

Die Finnen behaupten gelegentlich von sich, keine rechte Mitte zu haben. Als Volk der Extreme gelten sie entweder als schwermütig oder als besonders lustig, weshalb die Finnen seit langem in ihrem Land die sonderbarsten Wettkämpfe austragen lassen.

Aufguss zum Training: Der Stralsunder Saunaverein macht sich fit für die Sauna-WM. (Foto: Foto: dpa)

Es gibt Weltmeisterschaften im Computerweitwurf, im Ameisenhaufen-Sitzen oder im Frauentragen. Das Frauentragen zum Beispiel hat seinen Ursprung im späten 18. Jahrhundert. Damals trieb die berüchtigte Diebesbande von Roinkainen ihr Unwesen, und sie klaute alles, was sie in die Hände bekam - am liebsten Frauen.

Wer Mitglied der Bande werden wollte, musste sich also erst im Frauenschleppen bewähren. Und bei der daraus entstandenen WM werden die Frauen heute über einen 300 Meter langen Parcours mit Wassergräben getragen.

Es war also gewissermaßen zwangsläufig, dass die Finnen auch ihre Lieblingspassion Saunieren zur Disziplin für eine Weltmeisterschaft erheben würden. Diese beginnt am Freitag - als angenehmer Kontrapunkt zu der nasskalten Leichtathletik-WM von Helsinki. Saunasitzen ist in Finnland so selbstverständlich wie Essengehen.

Geschäftsleute treffen sich in der Sauna, um Verträge abzuschließen, Politiker, um wichtige Gespräche zu führen, und Brautleute, um zu heiraten. Die Idee für eine Sauna-WM nun hat ihren Ursprung in Heinola: In der Kleinstadt nordwestlich von Lahti trafen sich in den neunziger Jahren ein paar Männer in einer sehr heißen Sauna und wetteten, wer es am längsten in der Hitze aushalten würde. Bald strömten Leute aus ganz Finnland zu den inoffiziellen Saunasitz-Meisterschaften herbei.

Peinlich wurde es nur, wenn sich ahnungslose Gäste in die Sauna setzten und erst nach Minuten merkten, dass sie in einen Wettkampf geraten waren - und flüchteten.

Natürlich kam den Heinola-Sitzern irgendwann die Idee, das Ganze offiziell zu machen. 1999 fand die erste Weltmeisterschaft statt, die Teilnehmer kamen damals noch vorwiegend aus Finnland. 2005 werden nun etwa 100 Saunasitzer aus elf Ländern in Heinola mitmachen, unter ihnen viele Deutsche.

Wer teilnehmen will, muss 35 Euro zahlen, das Attest eines Arztes mitbringen und in den Wettkampftagen auf Alkohol verzichten. Männer tragen Badehose, Frauen einen Badeanzug oder einen Bikini, sie müssen in der Sauna in aufrechter Haltung sitzen und den Schweiß rinnen lassen; Abwischen gilt als verpönt.

Alle 30 Sekunden wird ein halber Liter Wasser über die heißen Steine geschüttet, und dann wird man sehen, wer es bei 110 Grad Celsius am längsten aushält.

Der Rekord liegt übrigens bei 16 Minuten, 13 Sekunden - aufgestellt vom viermaligen Weltmeister Leo Pusa aus Finnland - einem extrem wuchtigen Mann.

© SZ vom 12.8.2005 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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