Es hat etwas gedauert, aber wie bei allen Fragen von Belang schaltete sich schließlich der Kreml ein. Er habe nichts gegen Twerking, sagte der Leiter der Präsidialverwaltung, Sergej Iwanow, "ich schau mir das oft an bei den Cheerleaders auf dem Basketballfeld". Aber in diesem speziellen Fall sei der Ort falsch gewählt gewesen und "unethisch". Iwanow, 62 Jahre alt, Ex-KGB-Mann und Ehrenvorsitzender der Basketball-Liga, war damit der bislang höchstrangige Staatsdiener, der einen Beitrag zur Debatte geleistet hat, wem es wo und unter welchen Umständen in Russland erlaubt sein soll, rhythmisch mit dem Po zu wackeln.
Die Sache wühlt die russische Öffentlichkeit auf. Twerking ist eine Tanzmode, die sich von den USA aus verbreitet, nun wurden sechs junge Frauen aus Noworossijsk am Schwarzen Meer zu Arreststrafen zwischen zehn und 15 Tagen verdonnert, weil sie ein Weltkriegsdenkmal als Kulisse für ihre Wackelkunst gewählt haben. Zwei mussten zusätzlich 1000 Rubel Geldbuße zahlen, 17,60 Euro, wegen "Rowdytums in weniger schweren Fällen". Von einer Anklage wegen Störung der Totenruhe, für die bis zu fünf Jahre Haft drohen, sah die Staatsanwaltschaft nach gründlicher Prüfung ab. Vorsorglich ordneten die Behörden aber eine Überprüfung aller Tanzschulen in der Stadt an. Bereits vor zwei Wochen hatte ja ein Video einer Schulaufführung in Orenburg Wirbel ausgelöst. Damals erregten nicht nur die kreisenden Hinterteile der Schülerinnen die Gemüter, sondern auch die Tatsache, dass sie dabei Bienen-Kostüme trugen. Schwarze und gelbe Streifen sind zum einen die Farben einer Biene, zum anderen die Farben des Sankt-Georgs-Bandes, Symbol des Sieges über Hitlerdeutschland. Und schließlich: das Erkennungsmerkmal der Separatisten in der Ukraine.