Roman Polanski: Hausarrest:Freiheit in Fesseln

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Roman Polanskis Chalet in Gstaad wird für den Hausarrest vorbereitet. Der Regisseur soll sich dort bald mit elektronischen Fesseln und videoüberwacht auf dem Grundstück aufhalten und bewegen können.

Freiheit und Fesseln - wie geht das zusammen? Der französich-polnische Regisseur Roman Polanski wird das bald zu spüren bekommen, denn: Schweizer Sicherheitsexperten haben jetzt sein Chalet für den bevorstehenden Hausarrest vorbereitet. Nach Behördenangaben kommt Polanski vermutlich am Montag aus dem Bezirksgefängnis in Winterthur frei. Er kann während des Hausarrests seinen Tagesablauf völlig frei gestalten und Besuche empfangen, wie das Justizministerium erklärte.

Vor dem Chalet des Regisseurs Roman Polanski im Schweizerischen Gstaad steht ein Fahrzeug einer Sicherheitsfirma. Die Mitarbeitern haben dort Videoüberwachung installiert. Am Montag soll Polanski auf Kaution freikommen. (Foto: Foto: AP)

Ein Gericht hatte am Mittwoch entschieden, dass der Regisseur nach Hinterlegung einer Kaution von 4,5 Millionen Franken (drei Millionen Euro) seinen Hausarrest in seinem eigenen Chalet in Gstaad verbringen kann. Er soll bis zur Entscheidung über ein Auslieferungsgesuch der USA eine elektronische Fessel tragen und videoüberwacht werden.

Das Schweizer Justizministerium bestätigte Zeitungsberichte, wonach Polanski außer der Verpflichtung, sein Haus nicht zu verlassen, frei sei. Der Regisseur unterstehe keinem Haftregime, und er könne seinen Tagesablauf völlig frei gestalten. Insbesondere könne er ohne Einschränkungen Personen empfangen oder bei sich wohnen lassen, sagte Ministeriumssprecher Folco Galli. Er könne auf seinem Grundstück sogar arbeiten, also Regieanweisungen erteilen und Außenkontakte via Telefon oder E-Mail pflegen. Die Mails und Telefonate würden nicht überwacht.

Polanski zahlt für die unfreie Freiheit

Sollte Polanski sein Grundstück verlassen oder die Fußfessel entfernen, wird ein Alarm ausgelöst. Electronic Monitoring könne keine Flucht verhindern, ermögliche aber eine rasche Alarmierung, sagte der Sprecher. Ein GPS kommt laut Galli allerdings nicht zum Einsatz. Für die Überwachungskosten muss Polanski selbst aufkommen. Der polnisch-französische Regisseur bezahlt einmalige Kosten von etwa 2.000 Franken (1.325 Euro) plus 200 Franken pro Monat. Polizei wird vor dem Grundstück nicht präsent sein.

Die US-Justiz will Polanski wegen des über drei Jahrzehnte zurückliegenden sexuellen Missbrauchs einer 13-Jährigen in Los Angeles belangen. Der Regisseur hatte sich damals vor dem Urteil nach Europa abgesetzt. Er wurde am 26. September aufgrund eines US-Haftbefehls am Flughafen Zürich festgenommen und in Auslieferungshaft gesetzt. Polanski wollte damals in die Schweiz einreisen, um eine Ehrung beim Zürcher Filmfestival entgegenzunehmen.

© sueddeutsche.de/AP/AFP/abis - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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