Rockerkriminalität:Ehemaliger Rockerbandenchef in Nürnberg verhaftet

Lesezeit: 2 min

Rockerkriminalität wird zunehmend zum Problem: Am Wochenende überwachte die Polizei ein Treffen in Magdeburg mit mehr als 200 Beamten. (Foto: dpa)
  • Die Polizei hat den untergetauchten Bandenchef der Rockergruppe Mongols in Nürnberg festgenommen.
  • Der Mann war wegen Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt worden.
  • Auch in Magdeburg beschäftigten Rockerbanden die Polizei: In Magdeburg überwachte die Polizei mit mehr als 300 Beamten ein Rockertreffen; in Leipzig wurde sogar ein Einreiseverbot für auswärtige Rocker verhängt.

Der untergetauchte frühere Boss der Hamburger Rockergruppe Mongols ist in Nürnberg verhaftet worden. Das Spezialeinsatzkommando (SEK) Nordbayern nahm den mit Haftbefehl gesuchten 37-Jährigen am Samstagabend in der Nürnberger Innenstadt fest, wie ein Polizeisprecher am Sonntag in Hamburg sagte.

Zielfahnder des Landeskriminalamts Hamburg hatten den ehemaligen Rocker-Chef lokalisiert. Die Beamten hatten seit gut einer Woche nach dem Mann gefahndet. Er galt als wichtige Figur im Konflikt mit den konkurrierenden Hells Angels.

Das Hamburger Amtsgericht hatte den 37-Jährigen erst vor knapp zwei Wochen wegen Verstößen gegen das Waffen- und Betäubungsmittelgesetz zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt.

Der Richter hatte angekündigt, dass der Angeklagte mit einer Haftzeit von drei Jahren rechnen müsse; die Bewährung für eine frühere Haftstrafe werde voraussichtlich widerrufen. Dennoch sei die Strafe nicht so hoch, dass man davon ausgehen müsse, der Mann werde sich ins Ausland absetzen. Der Ex-Rocker-Boss kam gegen Auflagen frei.

Nach Beschwerden setzte das Landgericht den Haftbefehl wieder in Kraft

Gegen das Urteil gingen Staatsanwaltschaft und Verteidigung in Berufung. Die Staatsanwaltschaft legte nach Angaben eines Gerichtssprechers zudem eine Beschwerde gegen die Aussetzung des Haftbefehls ein. Daraufhin setzte das Landgericht den Haftbefehl wieder in Kraft.

Der 37-Jährige tauchte unter - bis er nun in Bayern gefasst wurde. Zu den genauen Umständen der Festnahme konnte der Polizeisprecher am Sonntag noch keine Angaben machen. "Jetzt wird er nach Hamburg überstellt und kommt dort in Untersuchungshaft", erklärte der Sprecher.

Der ehemalige Rockerboss war Anfang Dezember 2015 bei einer spektakulären Polizeiaktion in Hamburg festgenommen worden. Im Oktober war unter seinem Lamborghini ein Sprengsatz detoniert, als er das Auto ausparken wollte.

Nach Polizeiangaben hat sich die Rockergruppe Mongols in Hamburg vor einiger Zeit aufgelöst. In der Vergangenheit hatte es immer wieder Auseinandersetzungen zwischen Mongols und Anhängern der in Hamburg verbotenen Hells Angels gegeben.

Auch in Magdeburg beschäftigte sich die Polizei an diesem Wochenende mit Rockern. Mit Maschinenpistolen im Anschlag haben mehr als 230 Beamte ein Treffen von 300 Anhängern des Rockerclubs Bandidos in deren früherem Clubhaus in Magdeburg überwacht. Die Polizei durchsuchte am Samstagabend Teilnehmer und nahm deren Identität auf.

Wegen verbotener Messer und Schlagstöcke wurden zwei Ermittlungsverfahren eingeleitet, drei weitere Strafverfahren wurden wegen kleinen Mengen von Drogen eröffnet, wie die Polizei erklärte. Zu den befürchteten Krawallen kam es nicht, am frühen Sonntagmorgen zogen die angereisten Rocker wieder ab. Sie waren aus ganz Deutschland, zum Teil auch aus dem Ausland, angereist.

In Leipzig hatten die Behörden über das Wochenende sogar ein Einreiseverbot für auswärtige Rocker erlassen, nachdem am vorherigen Wochenende bei einer Schießerei ein Rocker getötet und zwei verletzt worden waren. Das Magdeburger Rockertreffen war aber unabhängig von dem Leipziger Verbot geplant worden.

Der Chef des Bundes Deutscher Kriminalbeamter, André Schulz, warnte vor einer Eskalation von Revierkämpfen der Rocker. "Wir beobachten die Entwicklung bei kriminellen Rockergruppierungen in Deutschland schon seit einiger Zeit mit Sorge. Wir müssen aufpassen, dass die Konflikte nicht drohen, völlig außer Kontrolle zu geraten", sagte Schulz der Welt am Sonntag. Er forderte, kriminelle Rockergruppen zu verbieten. Dies sei "kein Allheilmittel, aber ein deutliches Zeichen des Rechtsstaates."

© SZ.de/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: