Pyrotechniker Robert Böhnlein:"Mit einer Kerze nach Hause setzen"

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Er kann die Pracht einer Rakete erkennen, wenn er sie nur schüttelt: Robert Böhnlein ist Pyrotechniker und Großfeuerwerker. Im Interview spricht er über Discount-Raketen, Gefahren und Silvester mit einer Kerze.

Jürgen Schmieder

Freimann, drei Tage vor dem Jahreswechsel: sueddeutsche.de möchte die Sortimente der großen Discounter testen. Mit dabei ist Robert Böhnlein. Er ist der Gründer von Starfire, einer Firma für Pyrotechnik und Großfeuerwerke. Während die Tester die Raketen bestaunen, beginnt er bereits, sie zu schütteln.

Herr der Raketen: Robert Böhnlein. (Foto: Foto: privat)

sueddeutsche.de: Kann man durch Schütteln erkennen, um welche Rakete es sich handelt? Böhnlein: Ein wenig schon. Für einen größeren Effekt, der lange zu sehen ist, braucht man grobes Material in der Rakete. Diese so genannten großen Sterne kann man beim Schütteln hören.

sueddeutsche.de: Die Faustregel also: Je gröber die Sterne, desto größer der Effekt? Böhnlein: Ja.

sueddeutsche.de: Und auf das Bild auf der Rakete kann ich mich nicht verlassen? Böhnlein: Das ist immer eine schöne Aufmachung, es ist ansprechend und verkaufswirksam. Bei einer guten Rakete steht auf der Verpackung oder Rakete selbst, um welchen Effekt es sich handelt.

sueddeutsche.de: Worauf muss man noch achten? Böhnlein: Auf eine gute Verarbeitung der Rakete. Wenn der Leitstab schlecht befestigt ist, ist es fast unkontrollierbar, wo die Rakete hinfliegt.

sueddeutsche.de: Was kann man gegen einen schlecht verarbeiteten Leitstab tun? Böhnlein: Nur mit großer Vorsicht abschießen, wenn man viel Platz hat. Die beste Möglichkeit ist, den Leitstab selbst mit einem Klebeband zu fixieren.

sueddeutsche.de: Oft wird dieser Stab auch abgebrochen... Böhnlein: Dann sollte die Rakete auf keinen Fall gezündet werden.

sueddeutsche.de: Und die angetrunkene Sektflasche ist als Startrampe perfekt. Böhnlein: Eine Sektflasche schon, allerdings sollte die leer sein. Sonst kann es passieren, dass die Rakete festfriert, stecken bleibt und ihre Ladung am Boden auswirft. Das kann auch passieren, wenn die Rakete in den Schnee gesteckt wird. Deshalb: Eine leere Sektflasche ist perfekt.

sueddeutsche.de: Und welche Rakete bevorzugt der Experte? Böhnlein: Das Batteriefeuerwerk ist mein Favorit. Die gibt es von 16 bis 400 Schuss. Man muss nur einmal anzünden und kann das Spektakel genießen. In meinem Geschäft haben wir uns darauf spezialisiert. Es gibt natürlich auch einzelne Raketen.

sueddeutsche.de: Wieviel muss man ausgeben, wenn man eine tolle Rakete haben möchte? Böhnlein: Eine gute Rakete mit tollen Effekten kostet ungefähr zwei Euro. Es gibt natürlich auch billigere.

sueddeutsche.de: Und die Discount-Sortimente? Da kosten acht Raketen plus Schnickschnack gerade einmal sieben Euro... Böhnlein: Das geht natürlich auf Kosten der Effekte. Da gibt es dann nur einen leisen Knall, einen kleinen Effekt.

sueddeutsche.de: Sie sehen das ganze Jahr über Feuerwerke. Wie feiern Sie Silvester? Böhnlein: Wir haben einen Auftrag. Am Tag vor Silvester sind wir im Tropicana in Friedberg. Ganz ehrlich? Wenn ich nicht arbeiten müsste, würde ich mich nach Hause setzen und eine Kerze anzünden."

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