Prozessbeginn am Kölner Landgericht:Krimi um Sorayas Erbe

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Hochzeit mit Schah Mohammed Reza Pahlewi im Jahr 1951: Soraya Esfandiary-Bakhtiary wird für sieben Jahre Kaiserin. (Foto: Getty Images)

Im Berufungsprozess um das Erbe der früheren persischen Kaiserin Soraya geht es um Millionen. Seit zwölf Jahren schwelt der Streit um ihr Vermögen. Im Zentrum der Verhandlungen steht ein fragwürdiges Testament, bestehend aus einem einzigen, etwas wirren Satz auf einem Zettel.

Von Felicitas Kock

Wer sich schon einmal - ob aus Langeweile im zahnärztlichen Wartezimmer oder aus ehrlichem Interesse - mit dem Getratsche aus der Welt der Reichen und Berühmten beschäftigt hat, dem dürfte der Name Soraya ein Begriff sein. Im Jahr 1951 machte die Tochter eines persischen Vaters und einer deutschen Mutter zum ersten Mal Schlagzeilen, als sie den Schah von Persien heiratete. Ihre Geschichte, die als Märchen begann, verwandelte sich im Laufe der Jahre zu einem so schillernden wie traurigen Groschenroman und wurde später zum Krimi um ihr Millionenerbe.

Dieser Krimi wird nun ein neues Kapitel bekommen. In einem Berufungsprozess vor dem Landgericht Köln geht es von diesem Dienstag an erneut um den Nachlass der 2001 verstorbenen ehemaligen Kaiserin. Konkret: Um das Vermögen, das sie bei ihrem Tod hinterlassen hat und das auf etwa 20 Millionen Euro beziffert wird; um weitere Millionen, die 1991 auf einem Schwarzgeldkonto in Liechtenstein auftauchten; um den siebenstelligen Erlös aus der Versteigerung ihres Besitzes im Jahr 2002, darunter Pelze, Schmuckstücke und Autos; sowie um Immobilien in Paris und Marbella.

Tod in Paris

Dass der Streit ums große Geld jetzt, zwölf Jahre nach Sorayas Tod, wieder vor Gericht kommt, hat mit den Irrungen und Wirrungen zu tun, die dem Fall zugrunde liegen. Soraya Esfandiary-Bakhtiary war nach ihrer Hochzeit mit Schah Mohammed Reza Pahlewi sieben Jahre Kaiserin von Persien. Weil sie ihrem Mann nicht den ersehnten Thronfolger schenken und damit nicht zur Festigung der Dynastie beitragen konnte, reichte der Schah die Scheidung ein. Soraya erhielt zum Ausgleich für die zerbrochene Beziehung ein stattliches Vermögen und den Adelstitel "Prinzessin".

Sie lebte viele Jahre in der Pariser High Society, fütterte die Klatschpresse mit ihrem Hang zum Luxus, ihrer kaiserlichen Ausstrahlung und dem ein oder anderen amourösen Abenteuer. Als sie 2001 in ihrem Pariser Apartment an der Rue Montaigne an Herzversagen starb, war sie noch immer eine reiche Frau. Als Erben hatte sie neben gemeinnützigen Einrichtungen ihren Bruder, Bijan Esfandiary-Bakhtiary, eingesetzt. So weit, so unproblematisch. Wäre eben dieser Bruder nicht gut eine Woche nach Sorayas Tod ebenfalls gestorben.

Kryptisches auf einem Zettel

Die Umstände seines Todes sind bis heute nicht ganz geklärt. Ein Landsmann namens Hassan Firouzfar, der sich als sein Privatsekretär bezeichnet, aber auch nur der Chauffeur gewesen sein könnte, fand ihn am späten Abend des 1. November 2001. Der offiziellen Version zufolge ist Bijan Esfandiary-Bakhtiary, der Alkohol und Drogen nicht abgeneigt war, an seinem schwachen Herzen und der Aufregung um den Tod seiner Schwester gestorben. Fest steht, dass er zum Zeitpunkt seines Todes mit Alkohol und dem Drogenersatzstoff Methadon vollgepumpt war.

So vollgepumpt, dass ein Testament, das er wenige Minuten vor seinem Ableben geschrieben haben soll, und das Firoufzar seit Jahren als Beweis ins Feld führt, vom Kölner Amtsgericht in einer Entscheidung vom Oktober 2006 für ungültig erklärt wurde. Die Richter stuften Sorayas Bruder aufgrund seines vernebelten Zustandes posthum als "nicht testierfähig" ein. In dem Testament, einem schlichten Zettel, heißt es in englisch-deutschem Kauderwelsch recht kryptisch: "Mr. Hassan Firouzfar - Der Retter No. one and my only Friend nenne ich als mein allein Erber."

Einem Bericht der Zeitschrift Bunte zufolge haben den Zettel mittlerweile mehrere Experten untersucht. Zwei Gutachter sollen demnach im heute startenden Prozess gehört werden. Neben Firouzfar erheben noch mehr als 20 Verwandte Sorayas Anspruch auf das Erbe.

Die persische Prinzessin hat nach ihrem Tod auf dem Münchner Westfriedhof ihre letzte Ruhe gefunden. Bald könnte auch der Krimi um ihr Erbe abgeschlossen sein. 2014 will das Landgericht ein Urteil fällen.

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