Prozess gegen Jörg Kachelmann:"Sie weiß, dass sie da durch muss"

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Die Ex-Geliebte von Jörg Kachelmann stellt sich wieder dem Kreuzverhör. Zuvor hält sich das mutmaßliche Vergewaltigungsopfer ein Buch vors Gesicht - und sendet eine eindeutige Botschaft.

Auch das mutmaßliche Opfer im Vergewaltigungsprozess gegen Jörg Kachelmann setzt Akzente: Bei ihrer Ankunft am Mannheimer Landgericht erregte sie am Montagmorgen mit einem Buch Aufsehen, mit dem sie sich vor den Fotografen schützte. Titel: Der Soziopath von nebenan. Der Untertitel lautet: "Die Skrupellosen: ihre Lügen, Taktiken und Tricks."

Das Buch, das sich die Nebenklägerin vor das Gesicht hielt, hat eine eindeutige Botschaft. (Foto: dpa)

Ein Narr, wer Schlechtes dabei denkt.

Erneut steht die Ex-Freundin des TV-Moderators, der jahrelang im Ersten das Wetter präsentierte, im Kreuzverhör. Sie hält weiter an ihren Beschuldigungen fest. "Die Grundtendenz steht", sagte Kachelmanns Verteidigerin Andrea Combé in einer Sitzungspause, "sie hält an ihren Aussagen fest".

Die Glaubwürdigkeit der Aussage der 37-Jährigen dürfte entscheidend für den Ausgang des Prozesses gegen den Fernsehstar sein. Sie beschuldigt den 52 Jahre alten Fernsehmoderator, er habe sie mit einem Messer bedroht und vergewaltigt. Sie wird vor dem Landgericht Mannheim unter Ausschluss der Öffentlichkeit vernommen. Kachelmann bestreitet die Vorwürfe.

"Natürlich sieht sie sehr angespannt aus", sagte Combé über das mutmaßliche Opfer. "Sie weiß aber, dass sie da durch muss."

Am Vormittag befragten zunächst weiterhin die drei Richter der Strafkammer die Frau. Erst anschließend erhalten Staatsanwaltschaft, Gutachter und Verteidigung die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Combé zeigte sich zufrieden mit der - wie sie sagt - sehr ausführlichen und gewissenhaften Vernehmung durch das Gericht. "Das habe ich in der Intensität in 28 Jahren noch nicht erlebt." Bereits in der vergangenen Woche war die Frau etwa zehn Stunden lang vernommen worden.

Inzwischen liegen weitere Untersuchungsergebnisse zu digitalen Fotos vor, die auf dem Computer der Nebenklägerin gefunden wurden. Sie hatte fast ein Jahr vor der angeblichen oder mutmaßlichen Tat Fotos von blauen Flecken auf ihren Oberschenkeln gemacht.

Der von der Verteidigung beauftragte Gutachter Bernd Brinkmann - den das Gericht wegen der Besorgnis der Befangenheit ablehnte - hatte die Bilder als Dokumente einer "Selbststudie" gedeutet. Die Frau habe den "zeitlichen Verlauf" eines Hämatoms untersuchen wollen.

Dabei war Brinkmann jedoch davon ausgegangen, dass die Fotos im Abstand von einer halben Stunde gefertigt wurden. Diese Annahme war nach den neuen Untersuchungsergebnissen wohl falsch: Wie der Vorsitzende Richter am Montag zu Beginn der Verhandlung mitteilte, liegen zwischen den Aufnahmen nur 33 Sekunden. Der Zweck der Aufnahmen bleibt jedoch weiter unklar.

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