Prozess gegen Jackson-Leibarzt:Murray soll Sanitäter belogen haben

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Tag Vier im Prozess um den Tod des King of Pop: Die Sanitäter, die versuchten, Michael Jackson wiederzubeleben, misstrauten dessen Arzt. In den Minuten des Todes verschwieg Conrad Murray den Helfern wichtige Details.

Der wegen fahrlässiger Tötung angeklagte Leibarzt von Michael Jackson soll am Todestag des Popstars die eintreffenden Rettungssanitäter belogen haben. Conrad Murray habe falsche Angaben zu Jacksons Gesundheitszustand gemacht, sagte Sanitäter Richard Senneff am Freitag vor Gericht in Los Angeles. Laut Senneff hörte Jacksons Herz entgegen den Angaben des Arztes mindestens 20 Minuten vor der Ankunft der Sanitäter auf zu schlagen.

Bereits kurz nachdem die Rettungssanitäter das Schlafzimmer von Michael Jackson betreten hatten, war ihnen klar, dass etwas nicht stimmte. Der Sänger war völlig abgemagert und lag mit offenen Augen auf dem Boden. Er trug eine OP-Haube und seine Haut verfärbte sich blau. Als Sanitäter Richard Senneff Jacksons Leibarzt fragte, was mit seinem Patienten los sei, antworte Conrad Murray nur ausweichend. "Er sagte: Nichts. Er hat nichts", sagte Senneff im Prozess gegen Murray am Freitag den Geschworenen. "Für mich hat das alles einfach keinen Sinn ergeben", erinnerte sich Senneff bei seiner Zeugenaussage.

42 Minuten habe er den reglosen Sänger versucht wiederzubeleben, dabei seien ihm weitere Ungereimtheiten aufgefallen. Erst nach mehrmaligem Nachfragen habe Murray eingeräumt, dass er Jackson das Schlafmittel Lorazepam verabreicht habe.

Murray soll Verabreichung von Propofol verschwiegen haben

Auf dem Nachttisch hätten weitere Flaschen mit Medikamenten gestanden, sagte Senneff. Letztendlich habe Murray erklärt, er habe Jackson wegen Dehydrierung und Erschöpfung behandelt. Er habe jedoch nie gesagt, dass er seinem Patienten das Anästhetikum Propofol gegeben habe.

Murray hat sich vor dem Gericht in Los Angeles nicht schuldig bekannt. Im Falle einer Verurteilung drohen dem Mediziner bis zu vier Jahren Haft und ein Entzug seiner Approbation. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Kardiologen aus Houston vor, nach Jacksons Tod am 25. Juni 2009 die Sanitäter und Notärzte wiederholt über die Medikation seines Patienten belogen zu haben. Murrays Verteidiger hingegen erklärten, Jackson habe sich die tödliche Dosis selbst verabreicht, nachdem sein Arzt den Raum verlassen habe.

Verteidiger Nareg Gourjian fragte Senneff am Freitag, ob Jackson auf ihn den Eindruck eines Drogensüchtigen gemacht habe. Der Sanitäter sagte, das sei schwer zu sagen, der Sänger habe jedoch "ausgesehen, als ob er ein chronisches Gesundheitsproblem hätte". Senneff war der erste Sanitäter, der in Jacksons Schlafzimmer eintraf. Mit drei weiteren Rettungskräften versuchte er, den Sänger wiederzubeleben. "Haben Sie während der Zeit, als sie ihn zu retten versuchten, jemals ein Lebenszeichen bei Herrn Jackson festgestellt?", fragte Staatsanwältin Deborah Brazil. "Nein, das habe ich nicht", lautete Senneffs Antwort.

Ein weiterer Sanitäter, Martin Blount, bestätigte die Einschätzung. Er glaube, Jackson sei kurz nach der Ankunft der Rettungskräfte gestorben. Außerdem habe er drei geöffnete Flaschen des Schmerzmittels Lidocain auf dem Boden des Zimmers liegen sehen, sagte Blount den Geschworenen. Murray habe nicht gesagt, dass er Jackson das Schmerzmittel verabreicht habe.

© AFP/dapd/grc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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