PR-Desaster:Oh no, James!

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Seit Daniel Craig offizieller Bond-Nachfolger ist, nimmt ihn keiner mehr ernst.

Nicola Holzapfel

Daniel Craig leidet. Sichtlich. Die Filmaufnahmen zum neuen Bond-Streifen "Casino Royale" setzen ihm körperlich zu. Dazu kommen Hohn und Spott über seine Besetzung als neuer 007. Zunächst schienen viele Bond-Fans nur irritiert über die Wahl. Nicht einmal ein Vergleich mit seinem Vorgänger Pierce Brosnan war möglich. Der eine ist dunkel, der andere blond. Der eine smart, der andere .... naja, eben ganz anders.

Der neue Bond mag keine Waffen? Nein, stimmt nicht. Craig hat dementiert: "Mir gefällt nur nicht, was sie anrichten." (Foto: Foto: dpa)

Doch selbst wer Craig anfängliches Wohwollen entgegen brachte, hat inzwischen kapituliert. Als Weichei, Witzfigur, Langweiler wird Craig tituliert - und keiner widerspricht. Der neue Bond hat einen Image-Schaden. Einen gewaltigen. Und das hat Craig fast ganz allein geschafft. Seit Monaten liefert er seinen Kritikern eine Steilvorlage nach der anderen:

- Erst plaudert seine Mama aus, dass er der Bond-Nachfolger wird.

- Zur offiziellen Bond-Ernennung kommt er zwar flott per Boot - aber mit Schwimmweste.

- Mit dem neuen Bond-Auto kommt er nicht zurecht, weil er nur Automatik fahren kann.

- Damit er beim Dreh in Prag nicht friert, müssen Unmengen Heißluft in sein Zelt gepumpt werden.

- Ein Stuntman schlägt ihm zwei Zähne aus, so dass ein Arzt aus London nach Tschechien eingeflogen werden muss. Künftig muss Craig bei Prügelszenen Mundschutz tragen.

Doch der Höhepunkt der Peinlichkeiten ist, dass er nun auch noch von seinem Vorgänger in Schutz genommen wird. Das nötig zu haben, ist einfach nur armselig. Kein Wunder, dass Craig am Ende noch schlechter da steht als zuvor. Pierce Brosnan sagte zur angeblichen Verteidigung des neuen Bonds, dass auch er bei Dreharbeiten mehrmals Unfälle gehabt hätte. Bei einer Gelegenheit, sei ihm sogar das Gesicht aufgeschlitzt worden: "Ich musste mich einige Male wieder zusammenheften lassen". Geschickter kann man zwei ausgeschlagene Zähne wohl nicht herunterspielen.

Welche Frau will da noch schwach werden? Die Suche nach dem Bond-Girl zog sich so lange hin, dass der Dreh sogar ohne weiblichen Part startete. Es hagelte Absage um Absage. Charlize Theron, Naomi Watts, Angelina Jolie - sie alle fürchteten angeblich um ihren guten Ruf.

Auf das verbliebene Bisschen von Daniel Craigs Ruf haben es nun die Macher von www.craignotbond.com abgesehen. Auf der Webseite rufen eingefleischte Bond-Fans zum Boykott des nächsten Films auf. Eine Online-Petition ist innerhalb weniger Stunden um mehrere tausend Stimmen gewachsen.

www.craignotbond.com ist eine Seite voll hinreißender Häme und politisch völlig unkorrekt. Craigs Gegner bemühen sich nachzuweisen, dass er nicht das Zeug zum Bond hat, sondern höchstens für Verbrecher-Rollen taugt. Er sei zu klein, zu mürrisch, zu mager. Dazu gibt es viele Fotos der besonders hässlichen Art.

Man darf gespannt sein, wie sich der nächste Film auf die James Bond Statistik auswirken wird, die auf der Webseite jamesbondfilme.de geführt wird. Hier ist beispielsweise nachzulesen, wie oft Bond in seinen Filmen Wodka-Martinis bestellte (24 Mal), wie oft Frauen "Oh, James" raunten (16 Mal), wie oft er Sex hatte (75 Mal) und wo die Liebeszenen stattfanden: Am häufigsten, nämlich 24 Mal, im, am unter oder auf dem Wasser. Ob Daniel Craig wohl schwimmen kann?

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