PR-Aktion des Finanzministeriums:Die Krisenpizza

Eine knusprige "Bella Donna" gegen den Frust der Wirtschaftskrise - auch diesen Spaß vermiest einem nun der Staat. Und zwar mit einer bundesweiten PR-Aktion auf Pappschachteln.

Martin Zips

Lange glaubten die Menschen, sie lebten auf einer viereckigen Fläche (Ezechiel 7,2; Offenbarung 20,8). Das Leben dort barg stets die Gefahr, an den Seitenrändern abzustürzen. Doch wer es schaffte, in der Mitte zu verharren, der hatte nichts zu befürchten.

Himmlischen Hoffnungsschimmer zunichte gemacht: Die PR-Aktion des Finanzministeriums auf der Pizza-Pappschachtel. (Foto: Foto: oh)

Heute ist die Erde eine gefährlich rutschige Kugel und das Viereck ist ein Flachbildschirm, aus dem gelegentlich das runde Gesicht des Finanzministers herausschaut, um ein bisschen aus der Staatskasse zu plaudern: "316 Milliarden Steuerausfälle bis 2013. Steuersenkungen? Illusorisch."

Wen da die (nachvollziehbare) Angst ereilt, für immer abzustürzen, der schaltet am besten sofort Fernseher und Computer aus - und ruft: den Pizzaservice! Eine knusprige "Bella Donna", eine freche "Mediterranea" oder eine teuflische "Diavola" kosten nicht viel und machen die Abgründe des Lebens sofort vergessen.

Kann nicht ein runder, mit Analogkäse sorgsam bedachter Teigfladen in einer eckigen Papphülle als himmlischer Hoffnungsschimmer gedeutet werden? Dumm nur, dass einem der Steinbrück jetzt auch noch diesen Spaß verdirbt: "Was tut der Staat gegen die Krise?", steht auf dem Pizzakarton. Innen erscheint dann - eine bundesweite PR-Aktion - die Internetadresse seines Ministeriums. Wie hoch ist eigentlich die Steuer für Werbung auf Pappschachteln? Offenbar nicht hoch genug.

© SZ vom 15.05.2009/hai - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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