Paris: Prozess um Comic-Helden:Asterix' langer Schatten

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Asterix und Obelix haben sich im Comic oft geprügelt - doch jetzt steht eine reale Keilerei um die Comic-Helden an: Albert Uderzo, Miterfinder der gallischen Rebellen, macht seiner Tochter das Erbe streitig.

M. Kläsgen

Es wäre ein Streit ganz nach dem Geschmack von Asterix-Fans, doch diese Keilerei ist Realität. Albert Uderzo, 82, der Zeichner der Comic-Helden Asterix und Obelix, hatte im vergangenen Dezember seine Anteile an dem kleinen, aber ertragreichen Verlag Albert René an die große Pariser Verlagsgruppe Hachette Livre verkauft. Und zwar ohne seine Tochter und Minderheitsgesellschafterin Sylvie darüber zu informieren. Ohnehin sollen beide nur noch über ihren Anwalt miteinander kommunizieren.

Der Comic-Zeichner Albert Uderzo, Vater von Asterix, verkaufte den Verlag an eine große Verlagsgruppe. Und seine Tochter setzte er vor die Tür. (Foto: Foto: dpa)

Zeitgleich veräußerte auch Anne Goscinny, die Tochter von Uderzos 1977 plötzlich verstorbenen Partner René Goscinny, ihre Anteile an den Großverlag. Das zum börsennotierten Lagardère-Konzern gehörende Verlagshaus Hachette Livre hält seither mit 60 Prozent die Mehrheit an den Editions Albert René. Kurzum: Der Vater entmachtete die Tochter, und die zog vor Gericht.

Am Dienstag sollte ein Pariser Handelsrichter darüber entscheiden, ob die Tochter Einblick in den Verkaufsvertrag erhalten darf, um ihn möglicherweise anfechten zu dürfen. Wenige Tage zuvor hatte ein Arbeitsgericht ihre Entlassung für rechtens befunden. Uderzo hatte sie Ende 2007 kurzerhand vor die Tür gesetzt.

Tochter und Schwiegersohn gefeuert

Die Tochter hatte seit Anfang der 90er Jahre in dem Verlag gearbeitet, den Uderzo nach dem Tod seines Partners gegründet hatte. 2001 machte er sie sogar zur Generaldirektorin. Doch dann meinte er, dass seine Tochter unter dem schlechten Einfluss ihres Mannes das Unternehmen zunehmend schädige. Den Schwiegersohn Bernard Boyer de Choisy hatte Uderzo ebenfalls gefeuert.

Seit 2001 warb der Schwiegersohn mit seiner PR-Agentur BB2C für die Asterix-Bände, die in mehr als 100 Sprachen übersetzt wurden und sich mehr als 320 Millionen Mal verkauften. Doch der PR-Mann übertrieb es nach Ansicht Uderzos ein wenig mit den Werbeausgaben. Allein die Werbung für den letzten Band habe eine Million Euro verschlungen.

Das Arbeitsgericht entschied nun zwar zu Gunsten des Schwiegersohns, dass der Verlag Albert René ihm rückwirkend etwa 120.000 Euro an Flug- und Taxikosten zurückerstatten muss. Deren Zahlung hatte Uderzo nach der fristlosen Kündigung ausgesetzt. Den abrupten Rauswurf hielt das Gericht allerdings für rechtens.

Die Verlagskassen brummen

Die Aufwendungen für Flüge und Taxis sind freilich nur ein kleiner Posten im Vergleich zu den Summen, um die es insgesamt geht. Die Asterix-Bände spülen jährlich gut zehn Millionen Euro in die Verlagskasse. Hinzu kommt der Verkauf von Lizenzgebühren zum Beispiel für den Asterix-Park bei Paris und die Filmrechte. Hachette Livre soll 15 Millionen Euro für die Mehrheit am Asterix-Verlag gezahlt haben.

Außerdem erwarb Hachette das Recht, die Abenteuer von Asterix und Obelix fortschreiben zu dürfen. Eine Zeit lang hatte Uderzo mit dem Gedanken gespielt, den Comic-Helden sterben zu lassen. Doch dann überlegte er sich anders.

Für Hachette-Verlagschef Arnaud Nourry ist das ein gutes Geschäft. Er ist sich sicher: "Asterix wird noch in hundert Jahren ein Star sein." Auch die Tochter scheint das zu glauben und versuchte, die öffentliche Meinung auf ihre Seite zu ziehen. In der Tageszeitung Le Monde warnte sie in einem "offenen Brief an alles Asterix-Leser", ihr Vater liefere Asterix seinen ärgsten Feinden aus, den "Männern der Industrie und Finanzwelt", und das zum 50.Geburtstag des Comic-Helden. Asterix sei ein einzigartiges Kunstwerk, das zum nationalen Erbe Frankreichs gehöre. Asterix brauche keine Wirtschaftsprüfer, sondern eine mit Leib und Seele engagierte Mannschaft.

Der Vater retournierte per Interview im Figaro: Seine Tochter sei "verblendet" und folge blind ihrem Mann, der ein "Tunichtgut" sei, unfähig und geldgierig. Überdies hätten die beiden sogar versucht, ihn, den Asterix-Mitbegründer, zu entmündigen, um einfacher an ihr Erbe zu kommen. Das habe er schlicht zu verhindert versucht.

© SZ vom 27.05.2009/ojo - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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