Oswalt Kolle leistete Sterbehilfe:"Ich würde es immer wieder tun"

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Oswalt Kolle, bekannt geworden als Aufklärer der Nation, hat seiner Frau Sterbehilfe geleistet. In seiner Biografie beschreibt er die letzten Minuten seiner krebskranken Frau.

Der als Symbolfigur der sexuellen Revolution der 60er Jahre bekannte Autor Oswalt Kolle schreibt in seiner Biografie detailliert über Sterbehilfe für seine Frau Marlies vor acht Jahren.

Oswalt Kolle mit seiner Frau Marlies auf einem undatierten Foto. Die beiden waren seit 1953 verheiratet. (Foto: Foto (Archiv): dpa)

Das Buch des 79-Jährigen soll unter dem Titel "Ich bin so frei. Mein Leben" am 1. September erscheinen. Kolle hat die niederländische Staatsbürgerschaft und lebt seit 1969 in Amsterdam.

Die Bild-Zeitung berichtet, das Ehepaar Kolle sei schon früh einer niederländischen Sterbehilfeorganisation beigetreten. Seine Frau Marlies hatte nach seinen Angaben zwei Brustkrebs-Operationen hinter sich und war dem Tod nah. Kolle berichtete weiter: "Wir haben uns lange angeschaut, dann sagte meine Frau zu mir: Du weißt, was du jetzt zu tun hast." Er habe geantwortet: "Ja, das weiß ich. Du bist ab jetzt die Regisseurin deines Lebens. Ich bin dein Aufnahmeleiter und setze um, was du verlangst."

Ihr letzter Satz

Zwei Tage nach ihrer Einlieferung in die Klinik habe sie zu ihm gesagt: "'Ich will jetzt gehen'. Sie war schon sehr schwach, und es war ihr letzter Satz."

Allerdings habe eine Ärztin ihre Hand zum Rad der Morphiumspritze geführt. "Meine Frau hat es selbst gemacht und daran gedreht. Drei Minuten hat es gedauert, dann war meine Frau erlöst", wird Kolle in Bild zitiert. Es sei ein "sehr schönes, beruhigendes Gefühl", dass es in Holland die gesetzlichen Möglichkeiten der Sterbehilfe gebe, erklärt der 79-Jährige.

Das Thema Sterbehilfe wurde in Deutschland in den vergangenen Wochen kontrovers diskutiert. Zuletzt hatte das Vorgehen des früheren Hamburger Justizsenators Roger Kusch scharfen Protest ausgelöst. Er hatte nach eigenen Angaben einer 79-jährigen Frau beim Suizid geholfen, die nicht lebensbedrohlich krank war.

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