Neuseeland:Erst das Souvlaki, dann der Notruf

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Ein Screenshot des Überwachungsvideos zeigt den Überfall. (Foto: Polizei Canterbury/Facebook)

Ein Bewaffneter betritt ein Takeaway-Restaurant in Neuseeland. Der Besitzer bleibt cool und bedient erst einmal seinen Kunden. So rettete er sich womöglich das Leben.

Die Straßen in Christchurch, Neuseeland, sind leer am Samstagabend um halb elf. Die meisten Restaurants haben längst geschlossen - nicht das von Said Ahmed. Er steht hinter der Theke seines Takeaway-Ladens und bereitet einem Kunden gerade ein Chicken Souvlaki zu. Plötzlich stürmt ein Räuber das Geschäft. Er ist maskiert und trägt eine Waffe bei sich.

Während den meisten anderen in dieser Situation vermutlich die Nerven durchgehen würden, bleibt Ahmed cool. Ohne den Räuber auch nur eines Blickes zu würdigen, widmet er sich lächelnd allein der Zubereitung des Souvlakis. Das hatte sich der Räuber offenbar anders vorgestellt: Er knallt seine Tasche auf den Tresen, scharrt mit seinen Füßen und versucht mit allen Mitteln Ahmeds Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen.

Dieser aber reicht dem Kunden mit einer erstaunlichen Gelassenheit das Souvlaki über die Theke, dreht sich um und verlässt den Verkaufsraum. Und der Räuber? Er bleibt sichtlich verdutzt zurück, scheint nicht recht zu wissen, wie ihm geschieht und verlässt schließlich das Geschäft - ohne Beute.

"Mein Herz hat sehr schnell geschlagen"

Der Vorfall ereignete sich bereits vor zwei Wochen, erlangte aber durch die Veröffentlichung des Videos von der Polizei Canterbury auf Facebook große Aufmerksamkeit. Die Aufnahme zeigt zwar die scheinbar gelassene Reaktion Ahemds, doch ganz so cool, schien er dann doch nicht gewesen zu sein.

Dem Guardian sagte er: "Ich wandte dem Räuber meinen Rücken zu und lief in die Küche, um die Polizei zu rufen. Ich sagte mir: 'Wenn er doch auf mich schießen sollte, dann wird er nur meinen Körper treffen. Dieser Schuss wäre weit weniger gefährlich, als wenn er aus kurzer Entfernung auf mein Herz oder Kopf zielt.'"

Gerade aber diese Rationalität hat Ahmed offenbar das Leben gerettet. Der Restaurant-Besitzer, der ursprünglich aus Ägypten kommt, wanderte vor zwanzig Jahren nach Neuseeland aus. Dort, so sagte er dem Guardian, habe er Jahre voller Gewalt erlebt. In Christchurch, wo er vor besagtem Samstagabend nie zuvor Gewalt begegnet sei, habe er gelernt, was Ruhe und Frieden bedeuten würden. "Mein Herz hat sehr schnell geschlagen, ich hatte Angst, aber ich wollte ihm das nicht zeigen."

Der Räuber sei durch sein Verhalten total irritiert gewesen. "Er wollte mich in Angst versetzen, aber ich hatte keine Angst. Dadurch habe ich ihn entkräften können." Dennoch hat sich Ahmed nach dem Vorfall dazu entschieden, sein Geschäft freitags und samstags früher zu schließen.

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